Erstmals bei der Schach-WM 2024 geht der Herausforderer in Führung. Durch den heutigen Sieg führt Dommaraju Gukesh mit 6,0 zu 5,0 und hat nun die große Chance darauf, Weltmeister zu werden. Dabei kam der junge Inder heute mit dem Messer zwischen den Zähnen ans Brett und überraschte Ding Liren nach 1. Sf3 d5 mit dem hyperaggressiven Zug 2. c4, nach dem der Weltmeister nicht etwa das ruhige 2... e6 entgegnete, sondern mit 2... d4 ermöglichte, dass es bereits nach wenigen Zügen extrem scharf wurde. Zwischenzeitlich hatte der 18-Jährige eine Stunde und sechs Minuten mehr auf der Uhr, setzte dann aber zu überhastet und zu passiv mit 9. d3 fort, was wiederum den Titelverteidiger in eine aussichtsreiche Lage brachte. Statt die Partie aber ruhig zu halten, drückte dann wiederum Ding Liren das Gaspedal mit 12... Sfd7 und 13... Se5 zu hart durch, anstatt mit e6, Le7 und O-O einfach eine Stellung zu erreichen, in der er keine Probleme haben sollte, das Remis einzufahren. Als dann beide Spieler zunehmend in Zeitnot gerieten, brach der Weltmeister völlig zusammen und stellte mit nur noch sieben Minuten für zwölf Züge einzügig einen Springer ein, woraufhin er umgehend aufgab, als Gukesh D die Figur einsammelte. Ist das schon die Vorentscheidung oder hat Ding Liren noch etwas in der Hinterhand? In jedem Fall muss der 32-Jährige jetzt in seinen verbliebenen zwei Weiß-Partien abliefern.

Wahnsinn! Gukesh D gießt mit 28. Tbd1 noch mehr Öl ins Feuer, anstatt direkt mit Sxb7 den Bauern einzusammeln. Erneut ist Ding Liren unter immensem Zeitdruck zum Rechnen gezwungen und leistet sich nun einen irrsinnigen Fehler. Nach 28... Dc8 kann der junge Inder einfach den Springer auf c6 schlagen. Nimmt der Chinese mit dem b-Bauern zurück, ist nach Txb8 die Dame gefesselt, während nach Dxc6 einfach Lxc6 kommt, woraufhin Ding Liren nicht zurückschlagen kann, da sonst der Turm auf b8 hängt. Der Inder hätte dann eine ganze Leichtfigur mehr und weiterhin die Initiative. Folgerichtig deaktiviert der Weltmeister jetzt die Uhr und reicht seinem Gegner nach diesem massiven Patzer die Hand zum Sieg. Partie elf der Schach-WM 2024 geht damit an Dommaraju Gukesh.

Ding Liren setzt mit 25... Tb8 fort, woraufhin Gukesh seinen Plan weiter verfolgt und Sb3 zieht. Der Weltmeister hat sich die Antwort darauf schon überlegt und setzt mit e6 fort. Die schwarze Stellung droht zusammenzubrechen.

Sa1 mag zwar aus objektiver Sicht heraus die schlechtere Wahl als die Verdopplung der Türme gewesen sein. Der Zug zwingt den Weltmeister allerdings dazu, erneut tiefer reinschauen zu müssen, wofür die Zeit eigentlich fehlt. Der Chinese hat weniger als zehn Minuten Restbedenkzeit und muss noch 16 Züge ausführen. Zur Erinnerung: Es gibt keinerlei Inkrement, ehe nicht 40 Züge ausgeführt wurden. Das hat den Titelverteidiger bereits Spiel drei gekostet, das er auf Zeit verloren hat.

Der Herausforderer fasst abermals einen anderen Plan. Über Sa1 soll der Springer nun nach b3 kommen und den Punkt a5 angreifen. Der prinzipielle Plan wäre vermutlich ambitionierter gewesen.

Der 18-jährige Inder bereitet mit Tb5 die Verdopplung seiner Türme vor. Weil Ding Liren bereits berechnet hat, dass er den Bauer auf b7 langfristig nicht halten kann, rochiert er nun, um seine Stellung gesund zu halten.

Gukesh D macht sofort Druck auf der b-Linie und der Titelverteidiger zieht seine Dame nach c7.

Der Chinese sammelt jetzt den Bauern auf b6 ein. Das lässt zwar über die halboffene b-Linie und die verbundenen Türme nun auch einiges an Gegenspiel zu. Jedoch kann der Weltmeister sich nicht erlauben, b7 irgendwann abzugeben, wenn der weiße Bauer auf b6 noch mitspielt, weshalb es praktisch sicher die richtige Entscheidung ist.

Dommaraju Gukesh setzt mit 19:19 Minuten auf der Uhr mit der Umgruppierung seines Springers fort, der auf c2 landet.

Ding Liren scheint einige tiefe Varianten zu berechnen, in denen sein Bauer auf b7 mal hängen könnte. Dem stellt er sich präventiv mit Tc7 entgegen.

Jetzt kommt auch der Springer des Inders über a3 ins Spiel. Der Herausforderer, der zwischenzeitlich wegen zu schnellen Spiels ins Hintertreffen geraten war, scheint all seine Probleme inzwischen gelöst zu haben. Ein Vorteil lässt sich allerdings aktuell nicht nachweisen.

Beide Spieler haben nur noch um die 20 Minuten, um die 40 Züge zu erreichen. Erst dann gibt es einen Aufschlag von 30 Minuten sowie ein Inkrement von 30 Sekunden pro ausgeführtem Zug. Dementsprechend kommen die Züge nun rascher aufs Brett. Gukesh D tauscht seinen Läufer und konsolidiert anschließend seine Stellung.

Ding Liren entscheidet sich dafür, seine Dame nach d6 zu ziehen, woraufhin die beiden diskutierten Läufer-Züge als logische Fortsetzungen rasch aufs Brett kommen.

Gukesh streut mit 21:48 Minuten auf der Uhr nun 17. b6 ein und befragt die gegnerische Dame, die nicht schlagen kann, da sonst der Springer auf e5 hängt. Im Endeffekt muss der Weltmeister nun entweder nach d6 gehen, womit die Dame von La3 gefesselt werden dürfte, oder er geht nach b8.

Ding Liren setzt nun seinerseits druckvoll mit 16... h5 fort und will sich mit seinem schwarzfeldrigen Läufer offenkundig das Feld h6 sichern. Beide Spieler haben nicht mehr allzu viel Zeit auf der Uhr und steuern auf eine extrem scharfe Stellung zu. Das Match ist damit das komplette Gegenteil der gestrigen Partie.

Gukesh D investiert noch einmal einiges an Zeit in seine Überlegungen und zieht mit 23:17 Minuten Restbedenkzeit auf der Uhr dann mit 16. a4 den kritischen Zug, der genau jenen g6-Zug seines Gegners am meisten bestraft. Nun ist nämlich La3 möglich, woraufhin der Chinese auf der a3-f8-Diagonale gehörige Probleme bekommen kann. Ein Grund mehr, weshalb der schwarzfeldrige Läufer über e6 und nicht über g6 hätte ins Spiel gebracht werden sollen. Kopfschütteln bei Ding Liren, der nicht etwa sofort antwortet, sondern jetzt selbst zum Grübeln gezwungen ist.

Der Chinese setzt auch auf Entwicklung, entscheidet sich allerdings mit g6 ebenfalls für das Fianchetto. Gängige Schach-Engines suggerieren auf niedriger Rechentiefe, dass das den schwarzen Vorteil abgibt und jetzt wieder alles im Gleichgewicht ist, was aus menschlicher Sicht nicht wirklich nachvollziehbar ist. Vermutlich hätte der Chinese e6 alleine deshalb schon dem Fianchetto vorziehen sollen, weil er mit Ld6 eine Art Tempozug erhalten hätte.

Gukesh D antwortet jetzt sehr schnell mit 15. Td1 und deckt damit seinen d-Bauern. Damit vernachlässigt er jedoch einmal mehr seine Entwicklung. Der Turm auf a1, der Springer auf b1 und der Läufer auf c1 nehmen allesamt noch nicht am Spiel teil. Ding Liren könnte sich womöglich sogar noch erlauben, jetzt in aller Seelenruhe mit e6 fortzusetzen und erst einmal selbst die Entwicklung zu komplettieren. Natürliche Entwicklungszüge von Weiß wie Sd2 oder Lc2 würden wiederum die Deckung des Turms auf d1 mit d3 unterbrechen.

Ding Liren sieht, dass der Bauer auf d3 nicht davonläuft, weshalb er erst einmal ganz cool seinen d-Bauern deckt, indem er den Turm auf die d-Linie zieht.

Der junge Inder entschließt sich mit 37:33 Minuten Restbedenkzeit auf der Uhr dafür, mit Df4 den Springer auf e5 zu fesseln, da die Dame auf c7 ungedeckt wäre, wenn nun Sexd3 käme. Will der Chinese den Bauer einsammeln, muss dann also Scxd3 kommen. Daraufhin könnte es aber noch zu einigen taktischen Verstrickungen kommen, zumal auch d4 ungedeckt ist.

Gukesh D entscheidet sich für die kurze Rochade, woraufhin Ding Liren umgehend mit 13... Se5 angreift. Die Dame ist angegriffen und muss ziehen, während der Punkt d3 sogar doppelt angegriffen ist. Der Herausforderer muss nun dringend Gegenspiel finden.

Ding Liren schaut gut sechs Minuten in die Stellung und setzt dann nicht etwa mit den ruhigen Entwicklungszügen fort, sondern zeigt sich mit 12... Sfd7 ebenfalls sehr ambitioniert. Der Springer soll wohl perspektivisch auf e5 auftauchen und Druck auf d3 machen - ein Punkt, der durch Lg2 nun nicht mehr vom weißfeldrigen Läufer überdeckt wird. Sehr prinzipiell gespielt vom chinesischen Großmeister.

Der Inder fianchettiert nun seinen weißfeldrigen Läufer, was mit g3 bereits vorbereitet wurde. Dieses Mal kommt die Antwort von Ding Liren nicht sofort, obschon e6 eigentlich naheliegend ist, um den schwarzfeldrigen Läufer ins Spiel zu bringen, zu rochieren und die Entwicklung abzuschließen. Möglicherweise überlegt der Chinese, ob er sich sogar e5 erlauben kann.

Der 18-Jährige kehrt nach siebenminütiger Auszeit im Ruhebereich ans Brett zurück. Er hat inzwischen nur noch eine Dreiviertelstunde auf der Uhr - und damit fünf Minuten weniger als der Weltmeister. Was für ein Spielverlauf!

Nach über einer Stunde setzt Dommaraju Gukesh nun mit 11. g3 fort, was die Stellung weiterhin halbwegs ausgeglichen hält. Daraufhin verlässt er das Brett und bekommt nicht mehr mit, wie Ding Liren umgehend mit dem offensichtlichen 11... Sc5 fortsetzt. Der Weltmeister hat aktuell die deutlich leichteren und naheliegenderen Züge.

Es ist extrem schwer zu glauben, aber der Zeitvorteil von Gukesh D, der nun schon eine Stunde lang nicht gezogen hat und weiterhin am Brett überlegt, wie es weitergehen soll, ist inzwischen passé. Was für eine irre Entwicklung!

Gukesh D denkt inzwischen eine Dreiviertelstunde lang nach und hat sich immer noch nicht entschieden. Zwar sieht mit 11. g3 der einzige Zug, der den Ausgleich hält, sicherlich nicht unnatürlich aus. Allerdings hat der Inder außer seiner Dame keine einzige Figur entwickelt, weshalb ein weiterer Bauernzug sich instinktiv eigentlich nicht richtig anfühlen kann. Was für eine missliche Lage, in die sich der Herausforderer mit dem viel zu überhasteten Zug 9. d3 gebracht hat!

Jetzt ist es Dommaraju Gukesh, der schon 30 Minuten lang am Brett sitzt und über seinen nächsten Zug nachdenkt. Noch immer hat er zwar über eine halbe Stunde mehr auf der Uhr als sein Gegner. Allerdings spielen sich die nächsten Züge von Ding Liren praktisch von selbst, während es alles andere als offenkundig ist, wie es für den 18-Jährigen weitergehen soll. Gängige Schach-Engines zeigen beispielsweise an, dass der schwer zu findende 11. g3 der einzige Zug ist, der die Stellung halbwegs ausgeglichen hält. Nach allen anderen Fortsetzungen stünde Schwarz schon klar besser.

Bereits am Donnerstag überraschte Gukesh D den Weltmeister zuletzt in der Eröffnung, nahm sich dann aber im kritischen Moment nicht ausreichend genug Zeit, um die stärkste Fortsetzung zu finden, und gab dann mit einem passiven Zug jeglichen Vorteil ab. Auch jetzt agiert der Inder mit 9. d3 wieder viel zu voreilig und bezahlt dafür nun den Preis. Bereits zwölf Minuten denkt der Herausforderer jetzt am Brett darüber nach, was er eigentlich überhaupt hat. Tatsächlich ist die Stellung nach den letzten beiden Zügen für Schwarz deutlich bequemer, obschon objektiv alles ausgeglichen ist.

Anstatt tief reinzuschauen und die Essenz der Stellung zu verstehen, will der junge Inder lieber einen schnellen Zug machen und den Weltmeister weiterhin auf der Uhr unter Druck setzen. 9. d3 ist allerdings alles andere als ein kritischer Zug, weshalb Ding Liren nun sehr kraftvoll direkt mit 9... a5 antworten kann. Gukesh zieht daraufhin vorbei, woraufhin der Weltmeister seinen Springer entwickelt. Jetzt ist der schwarze Plan recht simpel: Der Springer bekommt das Feld c5, der Läufer kommt nach d6 und nach kurzer Rochade gibt es erst einmal keine Probleme mehr. Gukesh D hat einen Großteil seines Vorteils weggegeben.

Der 32-jährige Chinese schlägt jetzt den Springer auf f3 und setzt anschließend mit 8... Dc7 fort. Gerade einmal 51:29 Minuten hat der Weltmeister noch auf der Uhr. Immerhin kommt nun nicht die unmittelbare Antwort vom jungen Herausforderer, der nach dem gegnerischen Zug etwas trinkt und dann die Stirn in seinen Händen vergräbt. Womöglich denkt Gukesh D nun ebenfalls erstmals länger nach.

Ding Liren entscheidet sich jetzt für die Entwicklung seines weißfeldrigen Läufers nach g4, woraufhin Gukesh D einmal im Zentrum rausnimmt und dann mit h3 direkt den Läufer befragt. Der Inder hat bislang gerade einmal 50 Sekunden verbraucht. Bei Ding Liren sind es bereits über 63 Minuten.

Irre. Ding Liren denkt erneut seit über 20 Minuten über seine nächsten Schritte nach und fällt damit bereits nach vier ausgeführten Zügen unter die Ein-Stunden-Marke. Für Gukesh D hätte die Eröffnung offenkundig nicht besser laufen können.

Ding Liren entscheidet sich nun nach sage und schreibe 38 Minuten dafür, genau wie in seiner Vorgängerpartie mit 4... Sf6 fortzusetzen. Allerdings zeigt sich jetzt genau in dieser Position die eigentliche Überraschung, die Gukesh D vorbereitet hat. Der Inder zieht nicht etwa den kritischen Zug 5. b5 oder nimmt gar das Gambit mit bxc5 an, sondern zieht den überraschenden 5. a3. Das dürfte den Weltmeister nun vermutlich erneut zum Nachdenken bringen, was umso brutaler ist, da er gerade sicherlich einen Großteil seiner Zeit dafür aufwenden musste, sich an die kritischen Varianten zu erinnern und diese tief zu kalkulieren, obschon nun nichts davon aufs Brett kommt. Als wäre das nicht schon genug, hat der junge Inder bislang gerade einmal 32 Sekunden verbraucht und hat damit den klaren Zeitvorteil.

Ding Liren denkt schon über 17 Minuten lang nach und fällt damit nach gerade erst drei ausgeführten Zügen unter die 100-Minuten-Marke. In anderen Worten: Ein Sechstel seiner Zeit, die für 40 Züge reichen muss, ist bereits abgelaufen und der Chinese sieht nicht danach aus, als stünde er kurz vor einer Entscheidung, wie es weitergehen soll.

Ding Liren ist natürlich völlig klar, dass es mit 4... Sf6 weitergehen muss. Allerdings wird er sich diese Stellung schon seit geraumer Zeit nicht mehr angesehen haben und muss damit rechnen, dass Dommaraju Gukesh sich nicht nur tief vorbereitet hat, sondern womöglich sogar zeitnah eine neue Idee einbringen würde. Das ist extrem unkomfortabel für den Titelverteidiger, der schon über sechs Minuten lang darüber nachdenkt, wie er auf diese faustdicke Überraschung reagieren soll. Abermals liegt der psychologische Vorteil beim Herausforderer.

Beide Spieler blitzen eine ganze Reihe an Bauernzügen raus, die ausgesprochen bemerkenswert sind. Ding Liren spielt mit 3... c5 sehr rasch das sogenannte Michel Gambit, das Gukesh D, ohne zu zögern, mit 4. e3, dem umgedrehten Blumenfeld Gambit, beantwortet. Ding Liren dürfte die Stellung allerdings nicht fremd sein. Tatsächlich gewann er mit Schwarz in dieser Stellung 2021 schon gegen Baskaran Adhiban. Damals setzte der Chinese mit 4... Sf6 fort.

Ding Liren zögert einen kleinen Moment, setzt dann aber mit dem normalen Zug 1... d5 fort und besetzt das Zentrum. Daraufhin packt der junge Inder den Hammer aus: 2. c4. Das ist ein hyperaggressiver Zug, mit dem man normalerweise scharfe Stellungen kreieren und auf Gewinn spielen möchte. Schon nach zwei Zügen ist damit heute mehr Action auf dem Brett als am kompletten gestrigen Tag.

Das Brett ist freigegeben und Gukesh D eröffnet zum zweiten Mal in diesem WM-Kampf mit 1. Sf3. Damit konnte er den Chinesen schon einmal in eine Grünfeld-Indische Stellung locken, in der er neue Ideen zeigen konnte.

Nichtsdestotrotz hat der amtierende Weltmeister, den praktisch alle Experten vor dem WM-Kampf in der Außenseiterrolle sahen, schon mehrfach seine Resilienz unter Beweis gestellt. Schon zwei Mal verteidigte Ding Liren objektiv verlorene Stellungen und konnte sich trotz immensem Druck noch ins Remis retten. Für Dommaraju Gukesh wird es somit ganz sicher nicht leicht, den Chinesen erneut in der Eröffnung zu überraschen und zugleich eine Gewinnstellung aufs Brett zu bekommen – geschweige denn, diese dann auch zu verwerten.

Gukesh D brachte nicht nur spannende Eröffnungsideen in den WM-Kampf ein, sondern scheute auch das Risiko nicht. Schon zwei Mal entschied er sich, als alles auf eine dreimalige Stellungswiederholung hinauslief, fürs Weiterspielen, obwohl zu diesem Zeitpunkt eigentlich er derjenige war, der etwas schlechter stand. Zumeist hatte der 18-Jährige allerdings den Zeitvorteil auf der Uhr, der eben aus seiner schlauen Eröffnungswahl resultierte. Während er etliche vorbereitete Züge aus dem Gedächtnis heraus spielen konnte, war Ding Liren zumeist stets früh zum Nachdenken gezwungen.

Nachdem zunächst zwei der ersten drei Partien der Schach-WM 2024 entschieden waren, gab es anschließend gleich sieben Remis hintereinander. Gab es in den meisten dieser Spiele für beide Spieler Chancen, auf Sieg zu spielen, war zumindest gestern im bislang unspektakulärsten Spiel des WM-Kampfs praktisch gar nichts los. Der Weltmeister hielt die Partie mit Weiß extrem ruhig. Heute hält allerdings Gukesh D die Zügel in der Hand und kann mit einer scharfen Eröffnungswahl für deutlich mehr Spektakel sorgen.

Willkommen zurück aus Singapur! Hier findet heute die bereits elfte Partie der Schach-WM 2024 zwischen Ding Liren und Dommaraju Gukesh statt. Los geht es auch heute um 10:00 Uhr. Nach wie vor ist die Partie unentschieden. Es steht 5,0 zu 5,0.