Fazit:
Letztlich gewinnt Benfica Lissabon das Champions-League-Spiel bei Roter Stern in Belgrad mit 2:1. Alles in allem handelt es sich um einen verdienten Erfolg, weil die Gäste mit der reiferen Spielanlage aufwarteten, einfach cleverer waren und mit ihren Chancen im ersten Durchgang effizient umgingen. Mit der Führung im Rücken dosierte der portugiesische Rekordmeister seinen Einsatz auch hin und wieder, behielt aber über weite Strecken die Kontrolle. Zwar verzeichneten die Hausherren vor 44.238 Zuschauern im Marakana insgesamt etwas mehr Ballbesitz, doch wusste der serbische Double-Gewinner damit kaum etwas anzufangen. Trotz aller Bemühungen fehlte es an Durchschlagskraft. Einzig eine gegnerische Nachlässigkeit ermöglichte den Anschlusstreffer. Danach war man nicht in der Lage, zum Ende noch eine Schippe draufzulegen. So blieb eine nennenswerte Schlussoffensive aus.

Gelbe Karte für Young-woo Seol (Crvena Zvezda)
Wegen eines Fouls an Jan-Niklas Beste sieht Young-woo Seol Gelb.

Nun wirft Roter Stern alles nach vorn, möchte den Ausgleich erzwingen. Doch nach wie vor fehlen die Torchancen.

Amdouni an den Pfosten! Benfica lässt sich weiterhin nicht hinten reindrängen. Vielmehr bringt Zeki Amdouni einen verheißungsvollen Schuss an und nagelt den Ball ans Torgestänge.

Tatsächlich verhilft Bruno Lage dem ehemaligen Heidenheimer Jan-Niklas Beste zum Debüt in der Königsklasse und schöpft sein Wechselkontingent restlos aus. Beste soll nun mit helfen, den knappen Vorsprung über die Zeit zu retten.

Tooor für Crvena Zvezda, 1:2 durch Milson
Aus dem Nichts gelingt dem Gastgeber der Anschlusstreffer. In Strafraumnähe kann sich Cherif Ndiaye behaupten, steckt den Ball in Richtung Sechzehner durch. Dort tut sich eine riesige Lücke in Benficas Abwehr auf. Felício Milson kann unbedrängt abschließen, schießt aus elf Metern mit dem rechten Fuß überlegt ins rechte Eck und erzielt sein allererstes Europapokaltor.

Bruno Lage hat noch ein Wechselfenster. Vielleicht kommt Jan-Niklas Beste ja noch zu seinem Champions-League-Debüt.

So wirkt Benfica aktiver. Mühelos hält man das Geschehen weit vom eigenen Tor fern, unternimmt selbst etwas nach vorn. Aus Nähe des linken Strafraumecks zieht Ángel Di María ab. Der Linksschuss streicht haarscharf über die Querlatte.

Mit diesem Wechsel schöpft Vladan Milojević seine Wechseloptionen aus. Die elf Jungs auf dem Platz müssen es jetzt für Belgrad richten. Allerdingt fällt denen momentan gar nichts mehr ein.

So verrinnen die Minuten hier im Marakana. Allmählich wird die Zeit ein Faktor. Roter Stern benötigt zwei Tore. Man sollte die eigenen Bemühungen alsbald intensivieren. Aktuell kontrolliert Benfica nämlich das Geschehen.

Gelbe Karte für Fredrik Aursnes (SL Benfica)
Nahe der Mittellinie fährt Fredrik Aursnes im Kopfballduell mit Dálcio Gomes den linken Ellbogen aus und sieht dafür folgerichtig die Gelbe Karte.

Im Rückwärtslaufen tritt Vangelis Pavlidis zunächst Nasser Djiga und knickt dann noch selbst mit dem linken Fuß um. Das ist eine sehr unglückliche Aktion, doch beide Spieler erheben sich schnell und können weiterspielen.

Michael Oliver strahlt enorme Ruhe aus. Wann immer es etwas größeres zu klären gilt, lässt sich der englische Schiedsrichter Zeit. In den Laufschritt verfällt der Referee wirklich nur, wenn der Ball im Spiel ist.

Durchaus regelmäßig führen die Gäste den Ball und sorgen dafür, dass sie eben nicht hinten eingeschnürt werden. Auf diese Weise hat der portugiesische Rekordmeister einigermaßen Kontrolle - auch wenn es an offensiven Akzenten fehlt. Die aber benötigt man angesichts des Spielstandes nicht unbedingt.

Der Freistoß bringt mal wieder nichts ein, dafür kann Timi Elšnik gleich noch bei einer Ecke von links ans Werk gehen. Diese Hereingabe sorgt für Unordnung. Letztlich springt die Kugel von Benficas Fredrik Aursnes knapp links am eigenen Tor vorbei. Bezeichnenderweise ist es ein Gästespieler, der für die beste Chance von Roter Stern sorgt.

Gelbe Karte für Issa Kaboré (SL Benfica)
Wegen eines Fouls an Mirko Ivanić wird Issa Kaboré verwarnt, zeigt sich einigermaßen entrüstet und versteht auch die damit einhergehende Freistoßentscheidung nicht.

Nun läuft mal solch ein Umschaltangriff. Da ist natürlich Ángel Di María mit am Werk, der links in der Box Orkun Kökçü anspielt. Dessen Schuss fliegt am langen Eck vorbei. Das ist der erste Torschuss von Benfica im zweiten Durchgang. Doch offenbar wird dann auf Abseits entschieden.

Was auch immer der serbische Double-Gewinner versucht, richtig gefährlich wird man einfach nicht. Das ist das große Manko. Deshalb kann es sich Benfica erlauben, den Gegner gewähren zu lassen. Im Schongang schaukeln die Gäste die Sache derzeit über die Runden, lauern jetzt eher auf Konter.

Vermehrt schaffen es die Serben in den Sechzehner. Dort links wird jetzt Peter Olayinka gefunden. Dessen abgefälschte Flanke steigt hoch auf. Anatoliy Trubin kommt aus seinem Tor und pflückt sich den Ball herunter.

Seit Wiederbeginn gibt Roter Stern recht klar den Ton an, rackert sich ab, um hier zumindest erst einmal den Anschluss herzustellen. Benfica zeigt seit der Pause sehr wenig. Offensiv tritt man überhaupt nicht mehr in Erscheinung.

Gelbe Karte für Álvaro Fernández (SL Benfica)
Álvaro Fernández Carreras hält gegen Young-woo Seol den Fuß drüber und verdient sich die Gelbe Karte - die erste für Benfica an diesem Abend.

Rechts neben dem Strafraum täuscht Silas Katompa Mvumpa an. Dann folgt der kurze Antritt des Ex-Stuttgarters. Doch seine Hereingabe landet direkt in den fangbereiten Armen von Anatoliy Trubin.

Allerdings setzen sich die Gastgeber in der gegnerischen Hälfte fest. Mit mehr Nachdruck belagert man den Sechzehner. Bruno Duarte bemüht sich rechts in der Box um den Abschluss. Doch António Silva wirft sich dazwischen und blockt ab.

Belgrad bemüht sich um Initiative. Timi Elšnik bekommt zweimal kurz nacheinander die Chance, einen Freistoß von links hereinzubringen. In beiden Fällen kommt nichts Nennenswertes dabei heraus.

Ohne weitere personelle Veränderungen schicken beide Trainer ihre Mannschaften in den zweiten Spielabschnitt, hatten ja schon im Verlauf der ersten Hälfte jeweils verletzungsbedingt wechseln müssen.

Halbzeitfazit:
Zur Pause führt Benfica Lissabon bei Roter Stern in Belgrad mit 2:0. Gleich von Beginn an waren die Gäste gut im Spiel, setzten die ersten Akzente. Beinahe folgerichtig wurde das mit der frühen Führung belohnt. Erst dann fanden die Hausherren allmählich in die Partie. So gestaltete der serbische Rekordmeister das Geschehen nun insgesamt offen, glich auf 5:5 Torschüsse aus. Doch Gefahr strahlte man nicht aus, qualitativ hatten die Abschlüsse der Portugiesen deutlich mehr zu bieten. Entsprechend legte das Team von Bruno Lage einen zweiten Treffer nach. Neben der größeren Effizienz wusste der portugiesische Vizemeister auch mit Zweikampfstärke und der reiferen Spielanlage zu gefallen, womit die Führung dann doch verdient ist.

Angesichts der beiden langen Verletzungsunterbrechungen fällt die Nachspielzeit mit drei Minuten sehr überschaubar aus. Offenbar hat Michael Oliver heute noch etwas vor.

Auch wenn die Hausherren immer wieder den Ball haben, behält Benfica weitgehend die Kontrolle. Das ist ein reifer Auftritt der Männer von Bruno Lage.

Benfica zieht das Spiel routiniert auf. Ein Bein muss man sich nicht ausreißen, kann sich Pausen nehmen. Doch der portugiesische Vizemeister ist in der Lage, jederzeit die Initiative zu ergreifen. Ángel Di María spielt einen wunderbaren Diagonalball auf den linken Flügel. Dort ist Álvaro Fernández unterwegs, findet mit seiner Hereingabe aber keinen Mitspieler.

Inzwischen verzeichnet Roter Stern die größeren Spielanteile. Man schafft es aber noch zu selten in den Sechzehner. Somit probiert es Mirko Ivanić aus der zweiten Reihe. Der Rechtsschuss aus etwa 22 Metern rauscht links an der Kiste vorbei.

Erneut lässt der Unparteiische die Behandlung großzügig auf dem Rasen erfolgen. Das kostet abermals eine Menge Zeit, bis der verletzte Spieler dann mit einem Fahrzeug abtransportiert wird.

Mit einem Tackling rutscht Alexander Bah in den Zweikampf mit Peter Olayinka, bekommt von diesem mit der Sohle das Schienbein poliert und bleibt liegen. Hektisch winkt der Däne Hilfe herbei. Michael Oliver unterbricht die Partie.

Jetzt wird das eine richtige Aufgabe für Roter Stern. Zwar sorgt der serbische Double-Gewinner inzwischen für ziemlich gleich verteilten Ballbesitz, doch Zielstrebigkeit fehlt da noch. Und gegen die Effizienz des Gegners ist zudem kein Kraut gewachsen.

Tooor für SL Benfica, 0:2 durch Orkun Kökçü
Etwa 19 Meter vor dem Tor liegt der Ball in ziemlich zentraler Position zum Freistoß für die Gäste bereit. Ángel Di María und Orkun Kökçü machen die Ausführung unter sich aus. Letztgenannter läuft an und schießt den Ball mit dem rechten Fuß oben ins rechte Eck. Omri Glazer steht wie angewurzelt, macht keine Anstalten, diesen platzierten Schuss zu parieren. Der türkische Mittelfeldspieler trifft erstmals überhaupt in der Königsklasse.

Für Ognjen Mimović geht es also tatsächlich nicht weiter. Der Rechtsverteidiger muss verletzt die Segel streichen. Und jetzt ist sein Ersatz Dálcio Gomes bereit.

Gelbe Karte für Silas Katompa Mvumpa (Crvena Zvezda)
Beim Versuch, den Ball abzuschirmen, erwischt Silas Katompa Mvumpa Gegenspieler Orkun Kökçü mit dem linken Ellbogen im Gesicht. Auch wenn das keine Absicht ist kassiert die Stuttgarter Leihgabe die erste Gelbe Karte dieser Partie.

Gerade hat Ognjen Mimović Probleme. Eine ganze Zeit ist die Partie unterbrochen. Dann probiert es der Serbe zaghaft, befindet sich immer noch auf dem Platz. Erst jetzt fragt Schiedsrichter Michael Oliver mal mit mehr Nachdruck nach und bedeutet dem Spieler, dass er doch bitte das Spielfeld verlassen soll.

In dieser Phase gestaltet sich die Partie abwechslungsreich. Es geht recht munter rauf und runter. Soeben kommt Vangelis Pavlidis rechts im Strafraum zum Rechtsschuss und versucht, den aufs lange Eck zu bringen. Omri Glazer pariert.

Für die Gastgeber bringt Bruno Duarte einen mächtigen Distanzschuss an. Aus leicht nach rechts versetzter Position rauscht das Geschoss durchaus mittig auf die Kiste zu. Anatoliy Trubin kann den Ball nicht festhalten, lässt nach vorn prallen. Ein Mannschaftskollege ist helfend zur Stelle und bereinigt die Situation.

Offenbar erkennt der portugiesische Rekordmeister, dass dies keine erfolgversprechende Herangehensweise ist. Gerade führt man mal wieder etwas länger den Ball.

Benfica hat das Tor irgendwie nicht gut getan. Mit dem Treffer ist der Spielfluss der Gäste komplett gerissen. Die Portugiesen verfallen etwas zu sehr in Passivität. Das kann sicherlich nicht Idee sein.

Wenig später erarbeiten sich die Serben den ersten Eckstoß der Partie. Der bringt zwar nichts ein, dennoch gehen die Hausherren mittlerweile deutlich agiler zu Werke, reißen das Geschehen gerade etwas an sich.

Jetzt schafft es Roter Stern erstmals in den Sechzehner. Auf rechts dreht sich Rade Krunić und schießt dann aufs kurze Eck. Anatoliy Trubin ist aufmerksam und stoppt den Ball ohne Mühe.

In jedem Fall wissen die Gastgeber jetzt, woran sie sind. So inaktiv kann der serbische Rekordmeister nicht fortfahren. Da muss mehr kommen. Zeit genug ist immerhin noch.

Tooor für SL Benfica, 0:1 durch Kerem Aktürkoğlu
Auf dem rechten Flügel setzt sich zunächst Ángel Di María durch, spielt dann zu Alexander Bah. Dieser bemüht sich rechts in der Box um eine Flanke. Der abgefälschte Ball segelt in den Torraum. Und am linken Pfosten stochert Kerem Aktürkoğlu die Kugel aus kürzester Distanz mit dem rechten Fuß in die Kiste. Für den türkischen Nationalspieler bedeutet das den vierten Treffer in der Champions League.

Jetzt tasten sich die Hausherren erstmals nach vorn. Auch wenn man den Strafraum bei Weitem nicht erreicht, ist das zumindest ein Fortschritt. Die Belgrader deuten immerhin an, hier mitspielen zu wollen.

Benfica bleibt dran, kommt mit den weiteren Bemühungen aber nicht noch einmal durch. Auf der Gegenseite reagiert Roter Stern nur. Die Serben gelangen gar nicht aus der eigenen Hälfte heraus.

Im Stadion Rajko Mitić, landläufig auch Marakana genannt, herrscht ja häufig hitzige Atmosphäre. Davon aber lassen sich die Gäste nicht schrecken. Benfica wirkt zu Beginn aktiver, sucht den Weg nach vorn. Und aus halblinker Position bringt Kerem Aktürkoğlu einen verheißungsvollen Distanzschuss an, setzt den mit dem rechten Fuß knapp am langen Eck vorbei.

Als Meister Serbiens musste Roter Stern auf dem Weg in den aktuellen Wettbewerb noch durch die Playoffs. Nach einer 1:2-Niederlage im Hinspiel, gewann die Mannschaft zu Hause gegen Bodø/Glimt mit 2:0. Die übrigen Pflichtspiele dieser Saison fanden allesamt in der serbischen Liga statt. Dort ließ man einzig gegen Mladost Lučani Punkte liegen (1:1) und gewann die sechs übrigen Partien. Damit ist man schon wieder klarer Tabellenführer.

Roter Stern ist erst zum vierten Mal Teilnehmer der Gruppenphase, kam darüber auch nie hinaus. Kurz vor Einführung der Königsklasse hatten die Serben ihren größten Erfolg gefeiert, 1991 den Europapokal der Landesmeister gewonnen und im Anschluss auch noch den Weltpokal geholt. Diese ruhmreichen Zeiten sind lange vorbei. Jetzt muss man sich mit nationalen Titeln begnügen. Davon gibt es für den serbischen Rekordmeister allerdings genug – zuletzt viermal in Folge das Double.

Schmidt hing sicherlich auch noch nach, dass es während der vergangenen Spielzeit, abgesehen vom Supercup vor gut einem Jahr, keine Silberware gab. Als Halbfinalist der beiden Pokalwettbewerbe und Vizemeister scheiterte man zumindest vergleichsweise knapp. In der Liga fehlten auf den FC Porto allerdings zehn Punkte. Immerhin reichte das, um sich direkt für die neue Champions-League-Saison zu qualifizieren. Zum 19. Mal ist Portugals Rekordmeister nun schon dabei. Mehr als das Viertelfinale war in all den Jahren nicht drin. Seine internationalen Titel ergatterte der ruhmreiche Klub in der Vergangenheit – als zweimaliger Europapokalsieger der Landesmeister 1961 und 1962. Seither hat man immerhin acht europäische Endspiele erreicht, aber alle verloren – so zuletzt 20213 und 2014 in der Europa League.

In der angesprochenen Partie der portugiesischen Liga gab Bruno Lage seinen Einstand. Es war zugleich eine Rückkehr, denn neben seiner langjährigen Tätigkeit im Nachwuchsbereich von Benfica war der Coach auch schon zwischen 2019 und 2020 anderthalb Jahre für die erste Mannschaft verantwortlich. Diesmal beerbte der 48-Jährige den Deutschen Roger Schmidt, dem ein durchwachsener Saisonstart zum Verhängnis wurde. Platz sieben war zum Zeitpunkt von dessen Entlassung zu wenig. Dabei hatte Benfica lediglich den Auftakt beim FC Famalicão richtig vermasselt (0:2). Danach folgten Heimsiege gegen Casa Pia (3:0) und Estrela Amadora (1:0) sowie ein 1:1 bei Moreirense.

Im Vergleich zum 2:0-Sieg im letzten Punktspiel am Samstag gegen Napredak nimmt Vladan Milojević zwei Wechsel vor. Anstelle von Stefan Leković und Vanja Drkušič rücken Uroš Spajić und Nasser Djiga in die Belgrader Startelf. Aufseiten der Gäste sieht Bruno Lage keine Veranlassung nach dem 4:1-Erfolg am Wochenende gegen Santa Clara, an Benficas Anfangsformation irgendetwas zu verändern.