Ein mitreißendes Spiel in der Französischen Verteidigung endet mit einem Remis, wodurch es nach 13 von 14 Spielen zwischen Ding Liren und Dommaraju Gukesh 6,5 zu 6,5 steht. Dabei war für den jungen Inder heute durchaus etwas drin. Er konnte eine zwischenzeitlich schlechte Koordination der Figuren seines Gegners ausnutzen und den amtierenden Titelträger zunehmend einschnüren, der sich allerdings sensationell verteidigte und mit wenig Zeit auf der Uhr mit dem Zug 31... Tf8 auch den einzigen Zug fang, der die Stellung im Gleichgewicht hielt. Alle anderen Züge hätten die Partie verloren. Chancen hätte es aber in exakt der gleichen Variante gegeben, wenn Gukesh D den Zwischenzug 31. Txe8+ gefunden hätte. Letztlich entstand ein Turm-Endspiel, in dem der 18-Jährige nach Abwicklung auf dem Damenflügel mit Mehrbauern auf dem Königsflügel verblieb, den er aber erwartungsgemäß nicht verwerten konnte. Nach mehr als fünfstündiger Spielzeit streckte der Inder daher die Waffen und beide Spieler reichten sich die Hände zum Remis. Morgen führt der Weltmeister ein letztes Mal die weißen Figuren. Endet die Partie remis, wird die Entscheidung am Freitag dann in Tiebreaks gefällt.

Ding Liren setzt mit 64... h5+ fort und bricht damit den Widerstand von Gukesh D, der bereitwillig nach f4 mit seinem König geht und dem Chinesen erlaubt, abwechselnd auf c4 und c3 ein Schach zu geben, woraufhin sich beide Spieler nach der dreimaligen Stellungswiederholung die Hand reichen. Das Remis ist damit offiziell in Stein gemeißelt und die Entscheidung im WM-Kampf wird auf morgen vertagt.

Dommaraju Gukesh überschreitet nun mit dem f-Bauern die vierte Reihe. Ding Liren könnte womöglich nun mit h5 den nächsten Tausch von Figuren erzwingen. Letztlich kann er aber auch einfach mit seinem Turm auf der dritten Reihe weiterhin die Füße stillhalten.

Ding Liren zieht cool mit seinem Turm hin und her und schaut sich in aller Ruhe die Versuche von Gukesh D an, der letztlich die Länge der Partie bestimmt, deren Ausgang prinzipiell schon feststeht. Am Remis ist praktisch nicht mehr zu rütteln.

Dommaraju Gukesh probiert es weiterhin und erreicht nun seinen bereits 61. Zug. Beide Spieler bekommen vom Schiedsrichter frische Partieformulare ausgehändigt, um die kommenden Züge protokollieren zu können.

Ding Liren aktiviert seinen König und wartet darauf, wo und wie Gukesh D Fortschritte erzielen möchte. Der Inder hat prinzipiell nicht mehr viel, worauf er hoffen kann.

Gukesh stimmt dem Tausch jetzt zu und gewinnt anschließend den b-Bauern. Natürlich wird er jetzt versuchen, auf dem Königsflügel noch irgendetwas zu erreichen. Allzu schwierig ist diese Stellung für einen Großmeister vom Kaliber des 32-jährigen Chinesen jedoch nicht zu halten. Es dürfte somit bei vergleichsweise schnellen Zügen zeitnah zum Ende kommen.

Ding Liren gibt das Schach auf e1 und bietet dann auf b4 den nächsten Damen-Tausch an.

Der Weltmeister greift lieber auf c3 zu, woraufhin Gukesh seinen Turm hinter den verbliebenen a-Bauern zieht. Der Damenflügel dürfte sich damit gleich zugunsten des Herausforderers neutralisieren, der dann mit der Majorität am Königsflügel verbleibt. Das ist bei den zwei Schwerfiguren auf beiden Seiten zwar objektiv immer noch ein Remis, jedoch muss Ding Liren weiterhin präzise Züge finden.

Der indische Herausforderer investiert noch einmal acht Minuten und ist wieder bei weniger als zehn Minuten Restbedenkzeit angelangt, als er mit 50. Dxb5 fortsetzt. Jetzt ist es der Chinese, der die Damen tauschen könnte.

Mit 49... Dc6 lässt Ding Liren nun sogar zu, dass Gukesh den b-Bauern mit seinem Turm schlagen könnte, was dann aber wiederum den Turm des Weltmeisters nicht mehr an den Punkt g7 bindet. Auch das ist aus praktischen Gesichtspunkten eine gute Wahl.

Gukesh D geht diesem Angebot einmal mehr aus dem Weg und will es weiterhin versuchen. Selbst, wenn er aber den Damenflügel so abgewickelt bekommt, dass er mit dem Damen-Tausch letztlich die Majorität auf dem Königsflügel behält, ist diese Stellung aber weiterhin nur durch einen groben Patzer von Ding Liren zu gewinnen.

Der chinesische Großmeister bietet mit 48... Dc4 einen weiteren Abtausch der Damen an.

Ding Liren setzt seinen a-Bauern in Bewegung, woraufhin Gukesh D seine Idee zeigt: Er stellt sich mit 48. Tb7 gegen den gegnerischen b-Bauern auf.

Dommaraju Gukesh zieht seinen Turm daher nach e7. Das fesselt den gegnerischen Turm weiter an g8 und ermöglicht nun auch den Schwenk auf die a-Linie. Womöglich kann Ding Liren aber schon mit a5 und a4 fortsetzen, um seinen eigenen Trumpf auszuspielen - den Freibauern.

Von der Ferne droht das weiße Te6 gefolgt vom Einschlag auf h6, da die Dame den Bauern auf g7 fesselt. Ding Liren stellt sich prophylaktisch dagegen auf, indem er mit Db3 den Punkt e6 deckt. Schwer vorstellbar, dass der Weltmeister hier noch allzu viel anbrennen lässt.

Gukesh, der in seiner letzten Weiß-Partie bis zum bitteren Ende alles versuchen möchte, kann zwar nicht verhindern, dass sich Bauern tauschen, behält aber mit bxc3 die Damen auf dem Brett. Der Chinese nimmt daher auf a3 zurück, woraufhin sein indischer Gegner mit 46. Kg3 antwortet und seinen König weiter aktiviert.

44... c3 ist ein wundervoller Zug von Ding Liren, um dem Remis einen großen Schritt weiterzukommen. Nach bxc3 kommt natürlich Dxa3. Somit will der Weltmeister seinen Herausforderer dazu verführen, mit der Dame zu schlagen, woraufhin es zum Damentausch kommt. Nach Dxc3 Dxc3 bxc3 käme dann Tc8 und nach dem passiven Te3 die Antwort Tc4, um über a4 auf den anderen Bauern zu gehen. Das hält ziemlich mühelos den Ausgleich für den Chinesen, der hier eine sehr gute praktische Möglichkeit findet, um die Partie in ruhigere Fahrwasser zu manövrieren.

Der Chinese tauscht nun die beiden letzten verbliebenen Leichtfiguren ab, wodurch nun auch materielles Gleichgewicht auf dem Brett entsteht. Zwar sind die schwarzen Bauern am Damenflügel, wo Ding Liren die Mehrheit hat, schon deutlich weiter aufgerückt. Mit den Schwerfiguren auf dem Brett und dem passiven Turm auf g8 sollte das allerdings keinerlei Vorteil versprechen.

Ding Liren gibt das Schach, um mal anzutesten, ob Gukesh D vielleicht schon dazu bereit ist, die Waffen zu strecken und das Remis zu nehmen. Der Herausforderer fackelt jedoch nicht lange und stellt seinen König nach f2.

Gukesh entscheidet sich dafür, seinem König mit h3 schon einmal ein Luftloch zu verschaffen. Theoretisch wäre nun über Dc1+ K2 Df4+ Kg1 eine dreimalige Stellungswiederholung möglich, der der Inder jedoch auf vielerlei Art und Weise aus dem Weg gehen könnte.

Gukesh D droht mit 41. Dd4 ein Matt auf g7, das Ding Liren zwingend mit Tg8 decken muss, weshalb der Weltmeister diesen Zug auch direkt ausführt. Damit steht er zwar passiv, hält aber objektiv den Ausgleich.

Ding Liren traut dem Braten nicht und erreicht mit 40... Lf5 mit nur noch 1:16 Minuten auf der Uhr ebenfalls die Zeitkontrolle. Beide Spieler verlassen das Brett, um sich im Ruhebereich noch einmal für die entscheidende Phase der Partie zu sammeln. Objektiv ist die Stellung völlig remis. Es ist dennoch zu erwarten, dass Gukesh D es bis zur letzten Figur ausspielen wird. Ab jetzt gibt es schließlich auch noch 30 Sekunden Inkrement pro ausgeführtem Zug.

Gukesh D erreicht jetzt die Zeitkontrolle und bekommt mit 40. Te7 zusätzliche 30 Minuten Bedenkzeit gut geschrieben. Allerdings stellt dieser Zug den Bauern auf b2 mit Schach ein. Ob das der Weg sein kann? Ding Liren nutzt seine letzten zwei Minuten nun ganz sicher, um zu untersuchen, was dagegen spricht, diesen Bauern einzusammeln, der ihm extrem hohe Chancen auf das Remis einbringen würde - sofern er ihn nehmen kann.

Beide Spieler ziehen weiterhin sehr schnell und erreichen nun gleich auch die Zeitkontrolle. Dabei kann Ding Lien sich aller Probleme entledigen, tauscht einen Turm ab, schafft ein Luftloch für seinen König und bringt im 38. Zug auch endlich seinen weißfeldrigen Läufer ins Spiel, der als Sorgenkind der Französischen Verteidigung als letzte Leichtfigur übrig geblieben ist.

Die Spieler haben kaum noch Zeit, weshalb die Züge nun deutlich schneller kommen. Gukesh D versucht, positionelle Fortschritte zu erreichen und geht erneut dem Damen-Tausch aus dem Weg, muss aber so langsam aber sicher erkennen, dass es kaum noch Gewinnchancen gibt.

Gukesh sieht nichts Besseres und setzt daher trotzdem mit Sd6 fort. Es folgt die bereits erwähnte Riposte 32... Tc7, nach der der Inder seine Dame nach e5 zieht.

Unglaublich! Der Weltmeister findet Tf8 und damit den einzigen Zug, mit dem er im Spiel bleibt, denn Sd6 kann nun mit der Riposte Tc7 widerlegt werden.

Beide Spieler haben nicht mehr allzu viel Zeit und Gukesh D übersieht den Zwischenzug Txe8+, mit dem er seinen großen Vorteil behalten hätte, der durch 31. Se4 wieder weggeworfen wird. Aber: Ding Liren hat nun nur einen einzigen Zug, der den Ausgleich bewahrt, nämlich 31... Tf8, mit dem Sd6 zugelassen wird. Findet der Chinese diesen Zug unter Zeitdruck jetzt nicht, ist die Partie objektiv verloren.

Wow! Ding Liren geht dem Tausch und damit verbundenen Ungleichgewicht aus dem Weg und gerät durch 30... Df7 in eine Verluststellung, die Gukesh D allerdings erst einmal bestrafen muss. Das geht nur durch Txe8+ Dxe8 und Se4.

Gukesh nutzt weitere sechs Minuten seiner Zeit, die inzwischen ebenfalls weniger als 15 Minuten beträgt, und greift dann die Dame mit Tde1 an. Der Chinese könnte nun seine Dame für zwei Türme opfern, um den Ausgleich zu behalten.

Ding Liren muss sich mit inzwischen nur noch 8:23 Minuten für elf weitere Züge präzise verteidigen und findet mit Te8 eine sinnvolle Ressource, um seine Grundreihenprobleme zu lösen.

Ding Liren stellt seine Dame dazwischen und wäre natürlich sehr glücklich damit, die Damen zu tauschen. Das würde die Siegchancen von Gukesh D aber auf ein Minimum reduzieren. Der Inder zieht seine Dame daher umgehend zur Seite, die auf c5 ein neues Feld findet.

Der Herausforderer entscheidet sich jetzt dafür, die beiden Isolanis vom Brett zu nehmen. 28. Dxd5+ kommt mit Schach. Ding Liren könnte nun eine Figur dazwischen ziehen oder den König zur Seite ziehen.

Jetzt kommt der praktisch alternativlose Zug 26... a6 aufs Brett. Ding Liren hat nur noch 14:38 Minuten übrig. Gukesh D steht noch bei etwas weniger als einer halben Stunde.

Objektiv betrachtet ist die Stellung zwar ziemlich im Gleichgewicht, aber die praktischen Chancen hat natürlich der deutlich aktivere Gukesh D, der auch die deutlich bessere Zeit hat. Ding Liren hat inzwischen weniger als 15 Minuten für 15 weitere Züge. Ein Inkrement gibt es bekanntermaßen erst ab Zug 41. Umso unverständlicher ist es, dass er den völlig logischen Zug a6 nicht aufs Brett bringt, sondern jetzt wieder fünf Minuten investiert. Bereits am Sonntag hat er in Zeitnot gehörig daneben gegriffen. Der Chinese muss solche natürlichen Züge einfach schneller ausführen.

Es ist nicht wirklich eine Taktik in der Stellung zu finden. Dommaraju Gukesh muss also positionelle Fortschritte anstreben und entscheidet sich dafür, zunächst einmal den gegnerischen Springer abzutauschen und dann seine Dame zu zentralisieren. Das sieht jedoch nicht wie der schärfste Gewinnversuch aus. Der doppelt angegriffene Bauer auf b5 könnte nun auch einfach mit a6 gedeckt werden.

Ding Liren muss weiterhin den Angriffen aus dem Weg gehen und seinen im Moment nicht allzu harmonisch aufgestellten Figuren neue Felder suchen. Gukesh D antwortet erneut rasch auf der Uhr, denkt dann aber nach 24... Te8 wieder länger nach, ob womöglich schon etwas Taktisches in der Stellung liegt. Klar ist, dass die weißen Figuren im Moment deutlich angenehmer zu spielen sind und der Titelverteidiger in vielerlei Hinsicht unter Druck steht.

Der Chinese geht mit Tb6 mit seinem Turm aus dem Weg, woraufhin Gukesh D erneut sofort antwortet, indem er seinen schwarzfeldrigen Läufer nach c7 stellt und den Angriff auf den gegnerischen Turm erneuert, womit er im Moment viel Druck auf der Uhr aufbaut. Ding Liren muss noch 18 Züge bis zur Zeitkontrolle ausführen und hat dafür nur noch etwas mehr als 20 Minuten Zeit.

Der Weltmeister ist der erste Spieler, der weniger als 30 Minuten zur Verfügung hat, und gruppiert seinen Springer um, der vorübergehend auf e7 landet, woraufhin Gukesh D sofort Lf4 zieht. Dort kann der Läufer zwar vom Turm geschlagen werden, was aber an dem Doppelangriff auf beide Türme mit De5 scheitert und ein entsprechend schwerer Fehler wäre.

Gukesh D bringt seinen Turm ins Spiel, deckt damit seinen d-Bauern ein weiteres Mal und denkt womöglich auch über Vorstöße mit seinem Isolani nach.

Ding Liren zieht seinen Turm auf die Grundreihe zurück. Das ist durchaus auch ein Abwartezug, mit dem er die Frage an seinen Gegner zurückgibt, wie dieser hier gerne fortsetzen möchte.

Gukesh D lässt nicht allzu viel Zeit verstreichen und setzt mit f3 fort. Das soll vermutlich die Umgruppierung seines schwarzfeldrigen Läufers vorbereiten.

Der 32-jährige Chinese antwortet mit 19... Dg6 und stellt seine Dame schon einmal dem gegnerischen König gegenüber.

Dommaraju Gukesh, der inzwischen fünf Minuten weniger Restbedenkzeit als sein Gegner zur Verfügung hat, nimmt nun im Nachfassen doch den schwarzfeldrigen Läufer seines Gegners raus. Ding Liren schlägt mit dem Turm zurück, der die Dame auf f3 angreift, die der Inder nun nach e2 stellt. Das ist jetzt im Endeffekt ein verlorenes Tempo. Der 18-Jährige muss nachweisen, was er damit bezwecken wollte.

Ding Liren nimmt nicht den d-Bauern und deckt seinen angegriffenen Springer, indem er seine Dame nach e8 zieht. Eine interessante Entscheidung.

Der Herausforderer setzt mit 43:16 Minuten Restbedenkzeit mit dem merkwürdigen Zug Df3 fort. Zwar ist damit der Springer auf c6 angegriffen. Sobald sich Ding Liren allerdings um dieses Problem gekümmert hat, drohen schon Abzüge. Womöglich geht sogar schon jetzt Sxd4, obschon einer der Türme dann von d1 aus den Springer fesseln könnte. In jedem Fall hat der Weltmeister, der mit diesem Zug sichtlich nicht gerechnet hat, nun selbst einiges zum Berechnen.

Gukesh denkt erneut zehn Minuten nach, womit sein großer Zeitvorteil inzwischen passé ist. Vermutlich wird er über Alternativen zu Sxf6 nachdenken. Grundsätzlich ein guter Zug, der allerdings weiteres Material vom Brett verschwinden lassen würde, was sicherlich zu Lasten etwaiger Siegchancen ginge. Dennoch ist auch hier der Schlag-Zug der einzige Zug, der den weißen Vorteil behält.

Gukesh D nimmt nun en passant auf f6 raus und Ding Liren schlägt umgehend mit seinem Läufer zurück.

Schon über eine Viertelstunde lang denkt der junge Inder inzwischen nach, ob er en passant nehmen soll oder nicht. Tatsächlich ist exf6 der einzige Zug, mit dem er mit leichtem Vorteil verbleibt. Alle Alternativen führen zu einer völlig ausgeglichenen Stellung. Für praktische Siegchancen ist das en passant also eigentlich verpflichtend.

Der Weltmeister greift zum sehr radikalen Zug 15... f5, der ein en passant fast schon erzwingt, mit dem sich die Stellung erheblich öffnen würde.

Der junge Inder zieht mit 77:07 Minuten auf der Uhr seinen Springer nach h5 und bereitet damit offenkundig einen Angriff am Königsflügel vor. Es könnte damit zeitnah durchaus scharf werden in diesem vorletzten Spiel der Schach-WM 2024.

Der 32-jährige Chinese kann sich für vergleichsweise einfache Entscheidungen nicht mehr übermäßig viel Zeit lassen. Er deckt daher den angegriffenen b-Bauern, indem er den Turm nach b8 zieht.

Dommaraju Gukesh hat seine Entscheidung getroffen und setzt mit noch 85:31 Minuten Restbedenkzeit mit Sc3 fort.

Der 18-Jährige kann sein bisheriges Tempo nicht mehr beibehalten. Nachdem die Figuren natürliche Felder gefunden haben und der König in Sicherheit gebracht wurde, geht es jetzt schließlich darum, prinzipielle Pläne zur weiteren Fortsetzung der Partie zu finden. Der Herausforderer verbraucht daher nun ebenfalls erstmals eine Viertelstunde.

Der Weltmeister macht es seinem Herausforderer gleich und bringt mit der kurzen Rochade ebenfalls seinen König in Sicherheit.

Gukesh D spielt weiterhin rasch und vollzieht nun die kurze Rochade.

Bei Ding Liren sind inzwischen nur noch 53:11 Minuten auf der Uhr. Der Weltmeister entschließt sich, am Damenflügel zu spielen, und setzt mit b5 fort. Das soll auch Platz schaffen, damit sein weißfeldriger Läufer - in der Französischen Verteidigung zumeist das Problemkind - ins Spiel gebracht werden kann.

Wieder fackelt der Herausforderer nicht lange, der nun seinen Springer nach e2 entwickelt.

Gukesh schaut etwas mehr als fünf Minuten rein und schlägt dann den Springer auf c4 mit seinem weißfeldrigen Läufer. Der Chinese nimmt natürlich mit dem d-Bauern zurück.

Ding Liren kehrt ans Brett zurück und tauscht dann den ersten Bauern ab, woraufhin er mit seinem Springer nach c4 hüpft. Eine interessante Herangehensweise.

Allzu lang muss der junge Inder allerdings gar nicht in die Stellung schauen, sondern setzt mit noch immer 116:33 Minuten auf der Uhr mit 9. Sf4 fort. Ding Liren hat sich derweil in den Ruheraum zurückgezogen und scheint eine kleine Pause vom intensiven Nachdenken zu machen.

Nach fast 40 Minuten setzt Ding Liren mit nur noch 64:27 Minuten auf der Uhr mit 8... Sb6 fort. Ein Zug, mit dem Gukesh D womöglich nicht gerechnet haben dürfte, da es mit a5, cxd4, b5 und Db6 gleich vier bessere Züge gab. Gemessen daran, dass von Schwarz auch schon in den vorherigen beiden Zügen viele alternative Möglichkeiten existierten, könnte die Fortsetzung des Weltmeisters nun womöglich dazu geführt haben, dass auch Dommaraju Gukesh nun selbstständig am Brett die Züge finden muss und nicht mehr in seiner Vorbereitung ist.

Der Weltmeister schaut wirklich richtig tief in die Stellung hinein und denkt bereits seit über einer halben Stunde lang über seinen achten Zug nach. Damit ist er bereits bei 70 Minuten Restbedenkzeit angelangt.

Ding Liren verwendet erneut mehr als eine Viertelstunde, um sich seinen nächsten Schritt zu überlegen. Noch ist keine Entscheidung gefallen.

Nach mehr als einer Viertelstunde des Nachdenkens zieht Ding Liren nun 7... Le7, woraufhin Gukesh D umgehend mit 8. Le3 antwortet. Diesen Zug hat es bislang noch nie zuvor gegeben, womit dieses 13. Spiel der Schach-WM 2024 nun eine einzigartige Stellung erreicht hat, mit der der junge Inger vertraut sein dürfte. Der Weltmeister hingegen muss sich jetzt am Brett einen Reim darauf machen und die Feinheiten herausarbeiten, die nun seine künftigen Züge beeinflussen.

Einmal mehr ist es Dommaraju Gukesh, dem es gelingt, seinen Kontrahenten in der Vorbereitung zu überraschen. Für Ding Liren ist 7. a3 offenkundig eine große Überraschung, denn der chinesische Großmeister denkt schon seit über acht Minuten nach, wie er am besten fortsetzen könnte. Kein Wunder, denn in den ungefähr ein Dutzend Vorgängerpartien in dieser Stellung wurden von Topspielern schon sechs unterschiedliche Züge erwidert: c4, a5, Db6, Le7, cxd4 und b5. Entsprechend viel hat der Weltmeister nun zu berechnen.

Beide Spieler steuern auf die gleiche Stellung wie in Partie eins zu, die über Zugumstellung erreicht worden wäre, wenn Gukesh D mit 7. f4 fortgesetzt hätte. Stattdessen packt der indische Herausforderer nun aber mit 7. a3 seine vorbereitete Überraschung aus. Bislang wurde in dieser Stellung in Partien von Topspielern praktisch immer entweder f4 oder Sf3 gespielt. In gerade einmal ein Prozent aller Vorgängerpartien kam der seltene Zug a3 aufs Brett, der Ding Liren nun auch direkt zum Nachdenken zwingt.

Der Chinese geht mit 1... e6 erneut in die Französische Verteidigung und die Spieler führen die anschließenden Züge rasch aus. Dabei ist es ein dickes Ausrufezeichen, dass Gukesh D nun mit dem selten gespielten Zug 5. Sce2 jene Variante aus der allerersten Partie der Schach-WM 2024 wiederholt, die zu seiner Niederlage führte. Damit signalisiert er auch eine gewisse Kampfbereitschaft.

Gukesh D kehrt im 13. Spiel der Schach-WM 2024 zu 1. e4 zurück. Zwei Mal reagierte Ding Liren hierauf mit 1... e6 und spielte die Französische Verteidigung.

Dommaraju Gukesh konnte Ding Liren in der Eröffnung zuletzt mehrfach überraschen, wodurch die Spiele zumeist sehr ähnlich verliefen: Der Weltmeister war früh aus der Vorbereitung draußen und musste viel Zeit investieren, die in den entscheidenden Momenten dann knapp wurde. Die große Frage lautet nun aber, ob der 18-jährige Herausforderer noch etwas in der Hinterhand hat für heute. Zuletzt überraschte Gukesh seinen Gegner nach 1. Sf3 d5 mit dem hyperaggressiven Zug 2. c4, den sich der Chinese inzwischen aber sicherlich angeschaut haben dürfte. Umso spannender werden die ersten Züge heute sein.

Will Dommaraju Gukesh zum jüngsten Schachweltmeister aller Zeiten avancieren, muss er heute ins Risiko gehen. Der junge Inder führt zum letzten Mal in einer klassischen Partie die weißen Figuren und braucht optimalerweise einen Sieg, damit ihm morgen mit Schwarz ein Remis reicht, um im zarten Alter von gerade einmal 18 Jahren zum 18. Schachweltmeister der Geschichte gekrönt zu werden. Ein ums andere Mal konnte er sich schon eine vorteilhafte Stellung erspielen, tat sich mit der Verwertung von Vorteilen bei der Schach-WM 2024 allerdings mehrmals schon schwer, was auch der Resilienz des Weltmeisters geschuldet ist.

Zuletzt nahm die Schach-WM 2024 einen bemerkenswerten Verlauf. Nach sieben Remis-Partien in Folge stellte erst am Sonntag der Weltmeister Ding Liren in einer Zeitnotphase einzügig einen Springer ein, woraufhin er sofort zur Aufgabe gezwungen war, ehe der Chinese nur einen Tag später seine vermutlich stärkste Partie seit dem Gewinn des WM-Titels aufs Brett zauberte und das Match umgehend wieder ausglich. Ding Liren gilt außerdem als der bessere Spieler, wenn die Zeitkontrollen niedriger sind, was in zunehmend wahrscheinlich gewordenen Tiebreaks der Fall wäre. Um diese zu erreichen, reichen in den verbleibenden zwei Partien zwei Remis. Auf einmal stehen die Chancen des Weltmeisters auf eine Titelverteidigung somit ausgesprochen gut.

Guten Tag und herzlich willkommen aus Singapur, wo heute die Schach-WM 2024 zwischen Weltmeister Ding Liren und Herausforderer Dommaraju Gukesh in die 13. Runde geht. Nach zwölf Spielen steht es 6,0 zu 6,0 und heute steht die letzte Weiß-Partie des Herausforderers an. Das Brett wird um 10:00 Uhr freigegeben.