Auch das zweite von bis zu vier Spielen im Schnellschach endet remis. Damit steht es in den Tiebreaks der Schach-WM jetzt 1,0 zu 1,0. Jan Nepomnjaschtschi hatte in einer komplexen Stellung mit viel Spannung im Zentrum einen durchaus signifikanten Vorteil, den er jedoch abgab, indem er die Spannung dann zu rasch auflöste. Weiter geht es in wenigen Minuten mit dem Liveticker zur dritten Partie.

Beide Springer und zwei der Türme tauschen sich ab. Dann streben beide Spieler auch schon zügig die dreimalige Stellungswiederholung an. In diesem Endspiel ist für keinen von beiden Spielern mehr etwas zu holen.

Beide Spieler lavieren ihre Figuren über das Feld, ohne Fortschritte zu erzielen, was letztlich nur durch einen dicken Fehler des Gegners möglich wäre. Mit jeweils noch mehr als vier Minuten auf der Uhr ist es überdies nicht schwer, normale Züge zu finden.

Mit Tg5 stellt Jan Nepomnjaschtschi noch die Drohung auf, mit Sf6+ die Springer-Gabel mit Gewinn der Qualität anzubringen. Ding Liren pariert das aber cool mit 34... Tf4.

Auf dem Damenflügel verschwinden nun alle Bauern. Zwei Türme und Springer plus drei Bauern am Königsflügel haben beide Spieler noch. Lange dürfte das Remis damit nicht mehr auf sich warten lassen. Viel gibt es für Nepo nicht mehr zu probieren.

Mit dem Zug 27... d3 konsolidiert Ding Liren sich endgültig. Auch dieses Match sollte perspektivisch wohl im Remis enden.

Anstatt sich passiv zu verteidigen und künstlich an den a-Bauern zu klammern, woraufhin Nepo sich mit Sc5 richtig gefährlich aufbauen könnte, setzt Ding abermals auf Aktivität. 26... Tb4 ist auch objektiv der stärkste Zug.

Neben den Damen verschwinden nun auch die weißfeldrigen Läufer vom Brett. Damit ist auch in dieser Partie nicht mehr allzu viel los, die merklich abkühlt.

Die Spannung im Zentrum aufzulösen und die Figuren vom Brett zu nehmen, war genau der falsche Weg. Schon ist der Vorteil des Russen wieder passé. Laut Engine-Bewertung ist auch diese Partie völlig ausgeglichen. Natürlich ist aber noch ausreichend Potenzial auf dem Brett, sodass beide Spieler noch fehlgreifen können. Bis zum nächsten Remis ist es für beide Seiten noch ein weiter Weg.

Der Zug 20... Sd5 ist mindestens als Ungenauigkeit auszulegen, vielleicht sogar als kleiner Fehler. In jedem Fall verbleibt Jan Nepomnjaschtschi jetzt mit leichtem Vorteil, sofern er seinen schwarzfeldrigen Läufer nun zurückzieht und nicht die Spannung auflöst.

Mehrere Schlag-Züge verbleiben in der Stellung. Auch etwaige, sich daraus ergebende Taktiken. Keiner will aber die Spannung auflösen. Stattdessen geht es mit sehr ruhigen und positionellen Zügen weiter. Noch haben beide Spieler auch noch genügend Zeit, um den Überblick zu behalten.

Wie bereits im ersten Spiel bietet Ding Liren nun ein Bauern-Opfer an, indem er den Bauern auf a6 ungedeckt lässt. Abermals traut Jan Nepomnjaschtschi dem Braten jedoch nicht und setzt mit dem ruhigen Zug 18. Te1 fort.

Die ersten beiden Leichtfiguren werden im Zentrum getauscht, was dem Chinesen einen Doppelbauern auf der d-Linie einbringt, dafür aber auch Linien für Gegenspiel öffnet.

Ding Liren überlegt eine Weile und setzt dann mit dem sehr dynamischen Zug 15... c6 fort. Der Chinese ist abermals nicht beunruhigt darüber, ggf. mit schlechter Struktur oder Minusbauern weiterzuspielen, sofern er dafür dynamisches Gegenspiel erhält. Eine starke Entscheidung.

Jan Nepomnjaschtschi kann den Zug Tb8 mit Sxa4 sehr gut parieren, woraufhin Ding Liren mit 14. Sd4 potenziell etwas zu übermütig fortsetzt. Die Computer-Engine weist bereits einen kleinen Eröffnungsvorteil für den Russen aus, der überdies auch den klaren Zeitvorteil auf seiner Seite hat.

Nachdem beide Spieler im ersten Spiel der heutigen Tiebreaks durchgehend am Brett saßen, hat sich Jan Nepomnjaschtschi nun in den Ruheraum zurückgezogen. Auch eine Minute nach dem Zug 13... Tb8 seines Gegners ist vom Russen noch nichts zu sehen.

Während Jan Nepomnjaschtschi bislang nur geblitzt hat und anstellte der 25 Minuten Startzeit inzwischen sogar 25 Minuten und 49 Sekunden auf der Uhr hat, die durch das Inkrement von zehn Sekunden pro ausgeführtem Zug entstanden sind, muss Ding Liren nun erstmals tiefer reinschauen. Der Chinese schaut schon über vier Minuten in die Stellung.

Mit 6. d3 gibt es einen weiteren Spanier in der Martinez Variante, die wir bei der Schach-WM 2023 schon mehrfach auf dem Brett sahen. Beide Spieler ziehen entsprechend schnell und lassen nicht allzu viel Zeit verstreichen. Mit 12... Sc6 erreichen sie dann erstmals eine neue Stellung.

Jan Nepomnjaschtschi bleibt auch im Schnellschach der Spanischen Partie treu, die mit 3. Lb5 erneut aufs Brett kommt.

Nach kurzer Pause sitzen beide Kontrahenten jetzt wieder am Brett. Partie zwei kann damit beginnen. Jetzt zieht der Russe die weißen Figuren.

Heute fällt die Entscheidung, wer der 17. Schachweltmeister der Geschichte wird. Schlag auf Schlag geht es deshalb jetzt mit den Tiebreaks weiter. Die zweite Partie im Schnellschach startet in wenigen Augenblicken.