In erster Linie war Musetti heute der fittere Spieler. Die physischen Vorteile nutzte der Italiener, spielte ein brillantes Match und gewann deutlich mehr Punkte (75) als Zverev (62). Der Titelverteidiger war körperlich nicht in bester Verfassung und war letztlich der schwächere Spieler. Musetti erlaubte sich deutlich weniger Unforced Errors (18, Zverev: 29) und hatte immer wieder sensationelle Bälle im Schläger.

Prompt folgt das dritte Ass des Italieners und schenkt ihm drei Match-Bälle. Gleich den ersten nutzt Musetti mit einem Rückhand-Cross-Winner und wirft dadurch den Titelverteidiger aus dem Turnier.

Musetti riskiert im ersten Ballwechsel wenig und forciert einen extrem langen Ballwechsel, an dessen Ende Zverev einen Schlag etwas hinter die Grundlinie platziert und sich danach keuchend auf den Knien abstützt. Danach legt Musetti sein erst zweites Ass im Match nach.

Zverev leistet sich zwei Fehler - eine Vorhand in die Luft und eine Vorhand ins Netz. Musetti holt sich erneut das Break zur 5:6-Führung und darf wie im ersten Durchgang zum Satzgewinn aufschlagen. Dieses Mal würde ein erfolgreiches Aufschlagspiel gleichzeitig den Einzug ins Halbfinale bedeuten.

Zverev kämpft sich aus dem 0:30 zurück, serviert konstant mit über 210 km/h und übernimmt die Führung in diesem Spiel. Seine Möglichkeit, dieses Spiel zu beenden, lässt der Deutsche mit einem Schmetterball ins Netz liegen.

Wie schon im ersten Satz hat Zverev beim Stand von 5:5 Probleme mit dem ersten Aufschlag. Er leistet sich einen Doppelfehler und vergibt danach erneut den ersten Service ins Netz. Den Ballwechsel nach seinem zweiten Aufschlag verliert der Deutsche, weil Musetti zum wiederholten Male einen Rückhand-Longline-Passierball ins Feld bringt.

Das Ergebnis in diesem Spiel gibt es nicht her, aber Zverev bewegt sich zunehmend besser, wird kreativer in seinen Schlägen und wehrt sich gegen die drohende Niederlage.

Zverev ärgert Musetti mit den eigenen Waffen und beendet ein nahezu perfektes Aufschlagspiel mit einem butterweichen Volley-Stopp am Netz. Bringt der Deutsche damit den Italiener ins grübeln?

Nach dieser kuriosen Unterbrechung wird das Match fortgesetzt. Zverev bewegt sich in Folge dieser kurzen Unterbrechung etwas energetischer, hat aber einen weiterhin formidablen Musetti gegenüber stehen.

Das Dach bleibt auch in den folgenden Minuten ein Thema, denn es schließt nur zu Hälfte. Somit steht Zverev komplett in der Sonne, während Musetti im Schatten ist. Zverev sucht das Gespräch mit der Schiedsrichterin und überredet sie, das Dach komplett zu schließen.

Mitten im Ballwechsel schließt das Dach und Musetti vergibt genau in diesem Moment einen Stopp-Ball. Zverev hat seinen Humor nicht verloren, schnappt sich einen Fächer von der Tribüne und wedelt sich frische Luft ins Gesicht.

Musetti nutzt einen zu kurz geratenen Angriffsball von Zverev und pfeffert seine einhändige Rückhand die Linie entlang zum Punktgewinn. Es bleibt sein einziger Punkt, denn der Deutsche zeigt sein Kämpferherz und kann sich auf seinen Service verlassen.

In der Pause legt sich Zverev einen Eisbeutel auf den Kopf und pustet durch. Musetti zeigt aber kein Erbarmen, bringt seine Schläge wuchtig und platziert ins Feld, sodass der Deutsche nicht in die Nähe eines Breaks kommt.

Musetti tänzelt vor den Aufschlägen des Deutschen demonstrativ auf der Stelle und zeigt seine Frische. Zverev darf mit neuen Bällen servieren und erspielt sich dadurch mehrere freie Punkte. Den anderen Aufschlägen geht er konsequent hinterher und punktet am Netz.

Die fehlende Frische des Deutschen zeigt sich beim ersten Return, den er in die Wolken anstatt in das gegenüberliegende Feld schleudert. Musetti geht dieses Service-Game extrem leicht von der Hand. Zum zweiten Mal in Folge gibt er keinen Punkt ab. Zverev spart offensichtlich seine Körner und läuft nicht mehr jedem Ball hinterher.

Musetti spielt brillant, zwingt Zverev in längere Ballwechsel und legt zwischendurch noch einen gigantischen Stopp-Ball von der Grundlinie direkt hinters Netz. Trotzdem findet Zverev dank seiner Aufschlag-Qualitäten und einem Ass zum Abschluss einen Weg, um seinen Aufschlag zu verteidigen.

Bevor das Spiel startet nimmt Zverev eine Trinkflasche mit in seine Ecke - eine extrem seltene Szene. Der Olympiasieger lässt das Return-Spiel an sich vorbeiziehen, versucht die Punkte schnellstmöglich zu beenden. Erfolg hat er damit nicht.

Die Pause hat Zverev scheinbar nicht genügend Energie gegeben. Der Titelverteidiger stützt sich zwischen zwei Ballwechseln sogar mehrere Sekunden auf seinem Schläger ab und zeigt sich nicht in bester physischer Verfassung. Trotzdem verteidigt der Deutsche seinen Aufschlag und verhindert einen frühen Rückstand.

Mit spielerischer Leichtigkeit koordiniert sich Musetti durch den ersten Satz. Sein Aufschlag nach Außen ist für Zverev aktuell ein Problem und die unerwarteten Stopp-Bälle brechen immer wieder den Rhythmus der Ballwechsel. Zwar gewann der Italiener nur fünf Punkte mehr (40) als der Titelverteidiger (35), war aber in den entscheidenden Momenten immer zur Stelle.

Kein Aufschlagspiel ist hier sicher! Musetti muss zwei Break-Bälle abwehren, bleibt aber mutig und platziert seine einhändige Rückhand mehrfach extrem genau. Nochmal steigert der Italiener sein Niveau und lässt das Publikum mit einem Vorhand-Longline-Winner am Netz vorbei ins Feld staunen. Abschließend überrascht Musetti erneut mit einem Vorhand-Stopp, den Zverev auch nicht in der besten Verfassung der Welt erlaufen kann.

Plötzlich verliert Zverev seinen ersten Aufschlag und bringt sich selbst in eine schlechte Ausgangslage. Musetti ist zur Stelle und wischt das zuvor abgegebene Aufschlagspiel mit einem Schmetterball aus seinen Gedanken.

Wie gestern holt sich Zverev sein verlorenes Aufschlagspiel zurück und holt sich das Break zum 5:5. Der deutsche leistet sich in dieser Phase kaum noch Fehler, baut vermehrt den Spin in seine Schläge ein und zwingt Musetti zum entscheidenden Fehler auf der Vorhand.

Musetti hämmert seine Aufschläge immer weiter nach Außen. Zverev erarbeitet sich zwar zwei Break-Bälle, doch ein nicht retournierbarer Aufschlag nach Außen und ein ansatzloser Stopp hinter das Netz retten Musetti vorerst.

Zverev hält sich im ersten Satz und forciert mit einer blitzschnellen Rückhand-Cross einen Rückhand-Fehler von Musetti und schnappt sich den letzten Punkt.

Musetti bringt das Spiel über die Ziellinie und schafft es erneut mit einem Aufschlag nach Außen. Zverev kriegt zwar noch den Return, kommt beim anschließenden Musetti-Schlag in die gegenüberliegende Ecke aber nicht rechtzeitig hinterher.

Jetzt beißt sich Zverev erstmals beim Return fest und zwingt Musetti über Einstand zu gehen. Der Italiener hat an der besseren Antizipation vom Deutschen zu knabbern und müht sich erstmals in diesem Match.

Sein fulminanter Aufschlag ist die Basis für Zverev in diesem ersten Satz. Der Deutsche findet langsam seinen Rhythmus und bleibt immerhin an Musetti dran. Jetzt wird es langsam Zeit, besser in die Return-Spiele zu kommen.

Die Aufschläge nach Außen sind zur Zeit nicht vernünftig zu retournieren für Zverev, der es zwar versucht, aber noch kein Gegenmittel für diese Variante im Service-Game des Italieners entwickelt hat. Ähnlich sah es gestern zu Beginn gegen Popyrin aus.

Lange Ballwechsel sind in diesem Match bislang Fehlanzeige. Zverev kann sich in diesem Durchgang aber steigern und etwas souveräner durch sein Service-Game laufen. Nur einen Punkt gibt der Weltranglisten-Vierte an Musetti ab.

Nach seinem zweiten Aufschlagspiel hat Musetti doppelt so viele Punkte geholt (14) wie Zverev (7) und seinen Service vollkommen im Griff.

Zverev muss diese brillante Phase von Musetti irgendwie überstehen. Dem Italiener gelingt nahezu alles, auch ein Rückhand-Longline-Winner aus vollem Lauf sieht bei Musetti wie die einfachste Übung der Welt aus. Zverev hält dem Druck stand und bringt abschließend einen tiefen Volley zum Spielgewinn durch.

Musetti zeigt dagegen ein überzeugendes Aufschlagspiel, bringt vier erste Aufschläge ins Feld und streut bereits jetzt seine ersten Stopp-Bälle ein.

Das Viertelfinale beginnt mit einem Aufschlagspiel für Zverev. Der Deutsche, heute erstmals im weißen Trikot unterwegs, hat große Probleme mit der tiefen Return-Position von Musetti und leistet sich einen Fehlstart - Break für Musetti.

Erst ein Match trugen Alexander Zverev und Lorenzo Musetti untereinander aus. Beim ATP-Masters-Turnier in Madrid standen sich die beiden Spieler bereits gegenüber - damals ebenso wie heute auf Sand. Zverev gewann den Vergleich, nachdem Musetti nach einem 0:1-Satzrückstand zurückziehen musste.

Nur knapp 16,5 Stunden nach seinem Matchball gegen Alexei Popyrin muss Zverev erneut auf den Court und sein Viertelfinale gegen Lorenzo Musetti bestreiten. Das verärgerte den Titelverteidiger extrem: "Ich bin so stinksauer, das kann ich gar nicht sagen". Sportlicher ist dagegen alles in bester Ordnung. Zverev hat in seinen ersten drei Begegnungen noch keinen einzigen Satz abgegeben und auch keinen Tie-Break gespielt.

Herzlich willkommen zum Herren-Viertelfinale im Tennis-Turnier bei den Olympischen Spielen zwischen Alexander Zverev und Lorenzo Musetti.