Ding Liren - eigentlich als Außenseiter ins Match gegangen - gewinnt mit den schwarzen Steinen die erste Partie der Schach-WM 2024 und geht durchaus überraschend mit 1:0 gegen Herausforderer Dommaraju Gukesh in Führung. Dabei überraschte der Chinese direkt im ersten Zug mit der Französischen Verteidigung, auf die sich der Herausforderer offenkundig mit 6. Sce2 vorbereitet hat. Ding Liren musste daraufhin frühzeitig nachdenken, schaffte es dann aber mit den unorthodoxen Fortsetzungen  7... a5 und 10... Da5, den 18-jährigen Inder aus der Vorbereitung zu bringen. In offener Stellung verspielte Gukesh D dann zunehmend seinen Zeitvorteil und leistete sich beim Unterfangen, den rückständigen c-Bauern zu decken und seine Stellung beisammen zu halten, mehrere handfeste Ungenauigkeiten, die Ding Liren sehr präzise bestrafte. In höchster Zeitnot bröckelte die weiße Stellung dann nach und nach auseinander. Bereits morgen um 10:00 Uhr bekommt der Inder aber die Chance, die Partie wieder auszugleichen, wenn die erste Weiß-Partie des Titelverteidigers ansteht.

Ding Liren kehrt aus dem Ruheraum zurück und zieht den richtigen Zug 42... Kh8. Dommaraju Gukesh hat somit auch keinerlei Tricks mehr, derer er sich bedienen könnte, weshalb er an dieser Stelle die Waffen streckt und aufgibt. Der Weltmeister geht damit mit 1:0 in Führung.

Dommaraju Gukesh greift zu seiner letzten Patrone und gibt ein Schach auf e6. Ding Liren darf nun natürlich nicht nach h7 gehen, da dann nach Dxe4 und dxe4 Lxa2 folgen würde. Das sollte der Weltmeister aber natürlich sehen.

Viele Wege führen jetzt ins Ziel und der Chinese steht nicht unter Druck, den schnellsten oder schönsten Weg finden zu müssen. Dxa2 sieht jedenfalls nach einer sehr prinzipiellen Vorgehensweise aus, um den a-Bauern laufen zu lassen. Mit sehr niedriger Rechentiefe suggerieren gängige Schach-Engines schon ein Matt in 40 Zügen. Die Schach-WM 2024 sollte damit mit einem echten Paukenschlag starten.

Ding Liren erreicht nun ebenfalls die Zeitkontrolle, indem er mit seinem 40. Zug einfach ein Schach auf c2 gibt, das den König nach g3 vertreibt. Obwohl sich beide Spieler jetzt wieder viel Zeit lassen können, zumal es nun auch ein Inkrement von 30 Sekunden pro Zug gibt, dürfte die Partie nicht mehr allzu lange andauern können.

Die Stellung des Inders bricht zunehmend auseinander, aber mit einer einzigen Sekunde auf der Uhr schafft er die Zeitkontrolle und bekommt nun volle 30 Minuten gut geschrieben. Jedoch steht der amtierende Weltmeister jetzt voll auf Gewinn.

Es kommt genau zur eben angesprochenen Stellung, woraufhin die Züge sich überschlagen. In Zeitnot muss Gukesh D nun irgendwie die 40 Züge erreichen und auf dem Weg dahin am Leben bleiben. Nahezu unmöglich.

Mit nur noch 45 Sekunden auf der Uhr versucht der 18-Jährige mit 33. De3 die Stellung irgendwie zusammen zu halten. Ding Liren könnte nun aber die Türme tauschen und nach Lxf1 mit e5 zu antworten. Das sieht nach Lxe5 und Dxg4+ fast schon gewonnen aus.

Jetzt wird es so richtig spannend, denn bei Dommaraju Gukesh ist soeben die Minutenanzeige verschwunden. Der Inder hat weniger als eine Minute Zeit, um noch acht Züge auszuführen. Wohlgemerkt ohne Inkrement.

Ding Liren rochiert tatsächlich kurz, was Gukesh D wohl schon antizipiert hat. Ohne Nachdenken kommt schließlich sofort Ld3, was wiederum auch vom Weltmeister sofort mit Sd3 beantwortet wird. Der Inder steht immens unter Druck und hat nur noch dreieinhalb Minuten.

Der Herausforderer möchte die Damen auf dem Brett halten und zieht 31. Dd2. Das löst eine ganze Reihe der potenziellen Probleme des Weltmeisters, der nun womöglich sogar noch zur verspäteten Rochade greifen könnte.

Nach sechs Minuten setzt Ding Liren mit Dc4 fort. Der Chinese hat damit auch nur noch 10:47 auf der Uhr.

Der 18-Jährige hat scheinbar andere Pläne. Mit nur noch 4:27 Minuten auf der Uhr spielt er nun nicht etwa den erwarteten Zug Lc5, sondern setzt mit Dc2 fort. Ding Liren könnte nun mit Dc4 erneut den Damentausch anstreben und damit gleichzeitig etwaige Abzüge des schwarzfeldrigen Läufers aus der Stellung nehmen.

Wir scheinen genau die eben erwähnte Stellung aufs Brett zu bekommen. Gukesh D nimmt den Läufer und Ding schlägt mit seiner Dame zurück. Mit inzwischen weniger als zehn Minuten auf der Uhr lässt aber der eben vorgeschlagene Zug Lc5 noch auf sich warten.

Ding Liren entschließt sich nach kurzer Bedenkzeit dafür, mit dem f-Bauern zu nehmen, woraufhin Dommaraju Gukesh sofort mit Se2 antwortet. Der Weltmeister sackt daraufhin mit 28... Dxe5 einen weiteren Bauern ein und deckt damit auch gleichzeitig seinen angegriffenen Läufer. Nach Sxf4, Dxf4 und Lc5 scheint es aber so, als bekäme der Inder durch den offenen König des Chinesen für die verlorenen Bauern etwas Kompensation. Spannend.

Dommaraju Gukesh setzt mit 27. fxe6 fort. Ding Liren hat nun die Wahl, mit dem Läufer oder dem f-Bauern zu nehmen.

Gukesh D hat nur noch 13 Minuten, weshalb er sich nun dafür entscheidet, den Turm vom Brett zu nehmen. Ding schlägt natürlich sofort mit der Dame zurück.

Nun also doch. Der Chinese bedient sich auf c3 und ist damit zumindest schon mal einen Bauern vorne.

Ding Liren denkt schon über sieben Minuten lang nach, was ihn ein Stück weit auch um seinen Zeitvorteil zu bringen droht. Es stellt sich weiterhin die Frage, warum er zögert, den Bauern auf c3 zu schlagen.

Dommaraju Gukesh antwortet mit 25. Db1. Noch 14:58 Minuten hat er, um die 40 Züge zu erreichen. Der Weltmeister aus China setzt ihn dieses Mal nicht sofort wieder mit einem schnellen Zug unter Druck, sondern schaut jetzt scheinbar selbst wieder etwas genauer rein. Das ist durchaus bemerkenswert, da die ganze Operation eigentlich auf Txc3 zu steuerte. Womöglich sucht der 32-Jährige nach etwas noch Kraftvollerem.

Siebeneinhalb Minuten überlegt der Inder, der inzwischen bei weniger als 17 Minuten angelangt ist, ehe er mit h4 den gegnerischen Läufer angreift. Ding Liren beantwortet das umgehend, indem er die Figur nach f4 stellt. Um die Stellung irgendwie noch beisammen zu halten, sieht nun Db1 sehr erzwungen aus. Allzu lange darf Gukesh D eigentlich auch nicht mehr überlegen. Ein Inkrement gibt es erst ab dem 41. Zug.

Mit dem erzwungenen Tc2 stehen die weißen Steine jetzt sehr unkoordiniert. Ding Liren setzt konsequent mit Tc4 fort und droht nun, den Springer auf d4 zu schlagen, der aktuell für die Deckung des Turms auf c2 verantwortlich ist. Dommaraju Gukesh ist in eine ziemlich missliche Lage geraten und hat zudem zunehmend auch Druck auf der Uhr.

Ding Liren spielt den offensichtlichen 22... Lg5. Jetzt ist es am unter Druck stehenden Inder, zu zeigen, was er sich mit 22. De1 gedacht hat.

Gukesh D kann sich auf den Damentausch natürlich nicht einlassen. Dass er ihn aber mit 22. De1 ablehnt, ist mindestens eine ernsthafte Ungenauigkeit, wenn nicht sogar ein klarer Fehler. Lg5 würde wohl bereits Tc2 erzwingen, worauf die weiße Stellung auseinanderzubröseln droht. Die Partie geht zunehmend in die heiße Phase.

Ding Liren fackelt erneut nicht lange, ignoriert den Bauernvorstoß am Königsflügel und bietet mit 21... Dd3 den Damentausch an.

Der 18-Jährige hat seine Wahl getroffen. Mit 30:05 auf der Uhr zieht er 21. f5.

Gukesh D investiert schon mehr als drei Minuten in seine Antwort und ist damit erstmals mit der schlechteren Zeit. Der Weltmeister steht bei 32:52 Minuten Restbedenkzeit. Sein indischer Herausforderer steuert auf die 30-Minuten-Marke zu.

Dommaraju Gukesh überdeckt seinen c-Bauern mit Tac1, was Ding Liren sofort mit Dc4 beantwortet, womit er den Bauern auf a2 angreift. So wirklich nehmen kann er aber natürlich nicht, da Tc1 wiederum den schwarzen Bauern auf a3 zurück gewinnen würde. Es wird dennoch zunehmend unangenehmer für den Inder.

Ding Liren spielt sehr natürlich mit Tc8 weiter und erhöht damit den Druck auf den rückständigen Bauern auf der c-Linie.

Der 18-Jährige entscheidet sich dafür, den Bauern einfach mit 19. De3 zu decken. Rein theoretisch könnten beide Spieler, die ja erst ab dem 41. Zug ein Remis-Angebot aussprechen dürfen, mit 19... Sc4 20. De2 Sb2 nun eine dreifache Stellungswiederholung anstreben. Aber das wäre natürlich schon sehr weit hergeholt.

Ding Liren scheint jetzt im WM-Kampf angekommen zu sein und zieht sehr schnell den präzisen Zug 18... Sb2, was den ungedeckten Bauern auf c3 angreift. Der Chinese hat im Moment die etwas leichteren Züge.

Nach fünf Minuten kehrt der Inder aus dem Ruheraum zurück und zieht dann den erwarteten Zug 18. Sxd4. Er hat noch 41:38 auf der Uhr - sechs Minuten mehr als Ding Liren.

Ding Liren denkt nicht lange nach und nimmt mit 17... Sxd4 nun einen gegnerischen Springer vom Brett. Gukesh D ist gerade nicht am Brett, dürfte aber vermutlich ebenfalls mit seinem Springer nehmen.

Nach über einer halben Stunde des Nachdenkens und mit exakt 48 Minuten Restzeit auf der Uhr setzt Dommaraju Gukesh nun mit 17. De2 fort.

Jetzt hat auch der 18-jährige Herausforderer die Ein-Stunden-Marke unterschritten. Schon 22 Minuten schaut er in die Stellung ist bei weniger als einer Stunde Restbedenkzeit angelangt.

Die Vermutung bestätigt sich. Schon über eine Viertelstunde lang denkt Gukesh D über seinen nächsten Zug nach. Der junge Inder muss jetzt die grundsätzliche Entscheidung treffen, wie er die Partie fortsetzen möchte, und einen entsprechenden Plan finden.

Ding Liren nimmt sich mit inzwischen nur noch 36 Minuten und 28 Sekunden auf der Uhr jetzt nicht übermäßig viel Zeit und entwickelt seinen weißfeldrigen Läufer nach d7. Gukesh D hat jetzt eine ganze Bandbreite an Optionen. Gut möglich, dass der Inder nun etwas tiefer reinschauen wird und etwas Zeit investiert. 80 Minuten hat er noch bis zum 40. Zug.

Den schwarzfeldrigen Läufer möchte Gukesh D natürlich nicht abgeben. Er zieht die Figur auf f2.

Dommaraju Gukesh entscheidet sich nach reiflicher Überlegung für die kurze Rochade, woraufhin Ding Liren ohne Überlegen mit dem Springer das Feld c4 besetzt.

Mit 39:09 Restzeit auf der Uhr führt Ding Liren nun 14... Sb6 aus. Die logische Fortsetzung. Der Springer möchte perspektivisch nach c4 entwickelt werden.

Abermals nimmt Ding Liren sich Zeit, um seine nächsten Schritte zu planen. Das Problem daran ist aber, dass er inzwischen bei weniger als 48 Minuten Restbedenkzeit angelangt ist und die Stellung in naher Zukunft definitiv nicht leichter zu behandeln wird.

Der 18-Jährige streut den korrekten Zwischenzug 13. b4 ein, auf den Ding Liren seine Dame nach c7 stellt. Somit kann Gukesh D nun mit dem Springer auf e2 im Zentrum schlagen.

Nachdem Ding Liren sich für den Vorstoß 11... a3 entscheidet, kommen die anschließenden beiden Züge schnell aufs Brett. Gukesh hält die Stellung mit 12. b3 geschlossen, woraufhin der Weltmeister im Zentrum schlägt. Daraufhin überlegt der Inder wieder. Ehe er auf d4 schlägt, sollte er wohl mit b4 erst einmal die gegnerische Dame vertreiben. Nach Sexd4 würde schließlich c3 hängen, während Sfxd4 mit Lh4+ beantwortet werden könnte.

Der Chinese muss abermals viel Zeit in seine Überlegungen stecken und ist inzwischen bei unter einer Stunde Restbedenkzeit angelangt. Gukesh hat noch 98 Minuten zur Verfügung, um die erste Zeitkontrolle zu erreichen. Nach 40 Zügen gibt es eine Stunde on top für beide Spieler.

Jetzt hat der 18-Jährige sich entschieden. Er setzt mit 11. Lg2 fort und fianchettiert seinen weißfeldrigen Läufer. Eine interessante Wahl.

Der indische Herausforderer denkt jetzt sehr intensiv nach. Schon über 20 Minuten sitzt er nachdenklich am Brett und überlegt, wie es weitergehen soll.

Zum ersten Mal in dieser Partie führt der 18-jährige Inder jetzt nicht sofort seinen nächsten Zug aus und nimmt sich Zeit für seinen nächsten Schritt. Einerseits könnte er am Königsflügel nun weitere Fortschritte erzielen, indem er g5 oder sogar h4 auspackt. Zuvor gilt es allerdings zu prüfen, ob er nicht am Damenflügel noch provisorische Züge wie beispielsweise Dc2 oder a3 einschieben sollte.

Während Gukesh D nach zehn ausgeführten Zügen noch 1:58:31 auf der Uhr hat, zieht Ding Liren soeben mit 1:11:11 auf der Uhr den unorthodox anmutenden Zug 10... Da5. Es wirkt fast so, als wolle der Chinese seinen Herausforderer nun mit allen Mitteln aus einer möglichen Vorbereitung herausreißen.

Jetzt ist diese erste Partie der Schach-WM 2024 auch wirklich an einem Punkt angelangt, an dem Ding Liren berechtigterweise überlegen muss, wie er den Vorstoß des gegnerischen g-Bauern behandeln soll. Nach kurzer Rochade läge womöglich bereits g5 in der Luft. Alternativ wäre auch f6 möglich, um g5 aus der Stellung zu nehmen. Natürlich könnte der Chinese etwaige Drohungen aber auch ignorieren, indem er am Damenflügel spielt. Beispielsweise mit b5 oder Db6.

Der 32-Jährige entwickelt sich jetzt natürlich mit 9... Le7 weiter und bereitet die kurze Rochade vor, woraufhin Gukesh D die Brechstange auspackt. 10. g4 ist ein extrem zweischneidiger Zug, mit dem diese Partie sehr scharf wird. Tatsächlich hat es diese Stellung auch noch nie gegeben. Obwohl die Partie ziemlich ausgetretenen Pfaden folgte, sind wir damit in einer einzigartigen Stellung gelandet.

Ding Liren belässt es jetzt bei knapp zwei Minuten und zieht den a-Bauern ein weiteres Feld nach vorne. Abermals antwortet Gukesh D binnen Sekunden, indem er seinen Läufer entwickelt.

Dommaraju Gukesh hat auch auf diesen Zug des Chinesen die sofortige Antwort parat und reagiert mit 8. Sf3. Während er bislang weniger als eine Minute verbraucht hat, läuft bei Ding Liren die Uhr daraufhin erneut runter.

Ding Liren hat nach über 25 Minuten Überlegung seine Entscheidung getroffen und setzt mit dem eher seltenen Zug 7... a5 fort. Vermutlich versucht er seinen Herausforderer selbst aus der Vorbereitung zu bringen.

Ding Liren hat bereits über 20 Minuten Zeit verbraucht und noch immer keine Entscheidung getroffen, wie es weitergehen soll. Zwar sind 120 Minuten für 40 Züge eine ganze Menge. Eigentlich will der Weltmeister seine Bedenkzeit aber für die entscheidenden Stellungen nutzen, in denen es extrem wichtig ist, tief rechnen zu können. Jetzt schon so viel Zeit in die Eröffnung zu investieren, könnte sich später noch rächen.

Dass der Chinese nach wie vor keinen Zug ausgeführt hat, ist durchaus bemerkenswert, da es schwer zu interpretieren ist. Er hat die Französische Verteidigung gewählt und Gukesh D hat ihn nicht etwa in eine Nebenvariante gezogen, sondern spielt eine der Hauptvarianten. Aus der Vorbereitung dürfte Ding Liren also eigentlich nicht heraus sein. Warum zögert er also? Die moderne Behandlung wäre 7... Le7. Tatsächlich wurden in dieser Stellung aber von Schwarz schon zwölf unterschiedliche Züge gespielt - am häufigsten 7... Db6. Bei so vielen Möglichkeiten müsste der 32-Jährige die Entscheidung aber eigentlich in seiner Vorbereitung getroffen haben. Sich erst jetzt am Brett zu überlegen, wie er fortsetzen möchte, wirkt äußerst seltsam.

Ding Liren entscheidet sich nach der ersten längeren Bedenkzeit für die natürliche Fortsetzung 6... Sc6 und entwickelt seinen Springer. Dommaraju Gukesh hat die Antwort sofort wieder parat und folgt mit 7. c3 sehr bekannten und ausanalysierten Pfaden. Erneut nimmt sich der Weltmeister Zeit, was durchaus überraschend ist, da ihm diese Stellung eigentlich bekannt sein müsste.

Mit 4. e5 wählt Gukesh D die Steinitz-Variante, die er offenkundig vorbereitet hat. Die Züge des Inders kommen schließlich sehr schnell, während Ding Liren nach 6. Sce2 erstmals länger nachdenkt.

Die Schach-WM 2024 ist erst einen Zug alt und schon ist die erste Überraschung auf dem Brett: Ding Liren wählt die Französische Verteidigung, die auf dem allerhöchsten Niveau ein selten gesehener Gast ist.

Das Spiel ist freigegeben und Gukesh eröffnet erwartungsgemäß mit 1. e4.

Gukesh D eröffnet die Schach-WM 2024 mit den weißen Steinen. Häufig bevorzugte er in der Vergangenheit 1. e4 als Eröffnungszug und ging dann sehr gerne in die Italienische Partie (Giuoco Piano). Das weiß aber natürlich auch Ding Liren. Umso gespannter dürfen wir darauf sein, was der junge Inder sich als Repertoire für die Schach-WM 2024 zurechtgelegt hat und wie der Weltmeister darauf antwortet. Bereits der erste Zug, der gegen 10:00 Uhr zu erwarten ist, dürfte interessante Rückschlüsse darauf zulassen.

Gespielt werden in den nächsten zwei bis drei Wochen bis zu 14 klassische Partien, wobei jeder Spieler abwechselnd mit Weiß und Schwarz spielt. Nach drei Partien gibt es einen Ruhetag. Sollte es nach 14 Partien dann remis stehen, würde die WM in Tie-Breaks entschieden werden. Zunächst steht aber klassisches Schach auf dem Programm. Beide Spieler erhalten eine Bedenkzeit von 120 Minuten für die ersten 40 Züge, in denen keine Remis-Absprachen getroffen werden dürfen, ehe es nach 40 Zügen weitere 30 Minuten pro Spieler gibt. Zusätzlich gibt es ein Inkrement von 30 Sekunden pro ausgeführtem Zug ab dem 41. Zug.

Herausforderer Dommaraju Gukesh – üblicherweise einfach Gukesh D genannt – ist gerade einmal 18 Jahre jung und gewann im April 2024 mit 9/14 Punkten souverän das Kandidatenturnier. Der Inder steht auf Platz fünf der Weltrangliste, ist der jüngste Herausforderer in der Geschichte und könnte nun zum 18. Schachweltmeister der Geschichte werden. Dafür spricht seine jüngste Form bei der Schacholympiade 2024 in Budapest, wo er eine ELO-Performance von 3056 spielte – die höchste Wertung, die im offenen Turnier erzielt wurde.

Spannend ist, dass Weltmeister Ding Liren in diesem Duell die Außenseiterrolle inne hat. Der Chinese avancierte 2023 zum 17. Schachweltmeister der Geschichte, nachdem er Jan Nepomnjaschtschi in den Tiebreaks besiegte, stürzte danach aber in ein tiefes Loch. Der 32-Jährige nahm eine lange Auszeit vom Schach und kämpfte mit Erschöpfung, Schlafstörungen und Depressionen. Seit Januar 2024 sitzt er wieder am Schachbrett, zeigte aber bei den wenigen Turnieren, an denen er teilnahm, teilweise auch besorgniserregende Leistungen und leistete sich einige leichte Fehler. Infolgedessen rutschte er auf Platz 23 der Weltrangliste ab.

Guten Tag und herzlich willkommen aus Singapur, wo heute die Schach-WM 2024 zwischen Weltmeister Ding Liren und Herausforderer Gukesh Dommaraju startet. Das Brett wird voraussichtlich um 10:00 Uhr freigegeben.