Das bislang mit Abstand längste Match der Schach-WM 2024 endet im Remis, sodass es nach sieben von 14 Partien zur Halbzeit 3,5 zu 3,5 steht. Dabei konnte Gukesh D seinen Gegner mit einer cleveren Zugabfolge in die Hauptvariante der Neo-Grünfeld-Indischen Verteidigung locken, in der er mit 7. Te1 eine Neuerung spielte, durch die der Weltmeister frühzeitig sehr lange überlegen musste. Auch durch die später einsetzende Zeitnot geriet Ding Liren, der mit 22... Dxa2 einen sehr riskanten Zug spielte, zunehmend ins Hintertreffen, fand aber immer wieder Ressourcen, ehe der Herausforderer mit 44. Lxe4 vermutlich in einem reinen Turm-Endspiel einen sicheren Sieg gehabt hätte. Stattdessen zog er den langsamen 44. Ke1, nach dem sich der Chinese nach und nach erholte. Mit sehr präzisen Zügen verteidigte sich ein starker Ding Liren leidenschaftlich und hielt am Ende tatsächlich das Remis. Dommaraju Gukesh wird sich gewiss über die verpassten Gelegenheiten ärgern, wenn er die Partie im Anschluss analysiert. Viel Zeit hat er aber nicht, der Chance nachzutrauern. Bereits morgen früh um 10:00 Uhr steht schließlich Partie acht auf dem Programm.

Beide Spieler könnten sich prinzipiell direkt die Hände reichen, bringen die letzten Züge dann aber noch aufs Brett. Das war's damit für heute.

Die Spieler blitzen das Spiel fertig, in dem nach der Rückeroberung des Bauern das Remis besiegelt ist. Ding Liren opfert mit 70... Sxb5 seinen Springer gegen den letzten Bauern seines Herausforderers, der anschließend nicht mehr ausreichend viel Material auf dem Brett hat, um Matt zu setzen.

Ding Liren findet mit Sf7 einen guten Weg, um nun zum Abtausch des Bauern zu kommen, womit die Partie dann vermutlich vorbei wäre.

Dem jungen Inder gehen so langsam aber sicher die Ressourcen aus. Es fehlt außerdem die Zeit, um noch einmal tief reinschauen zu können. Es scheint so, als käme der zwischenzeitlich auf Verlust stehende Titelverteidiger tatsächlich mit dem Remis davon.

Gukesh D setzt jetzt seinen f-Bauern in Bewegung. Objektiv ist diese Stellung immer noch ein Remis, allerdings muss Ding Liren weiterhin die Verteidigungszüge finden.

Es tauschen sich weitere Bauern ab, was letztlich den Weltmeister ein Stück näher ans Remis führt. Die Zeit bleibt ein steter Faktor in diesem unglaublich spannenden Spiel, das inzwischen in seine sechste Stunde geht.

Gukesh D lebt nur noch von seinem Inkrement und zieht 56. Te5 mit nur noch drei Sekunden auf der Uhr. Die Partie ist durch diese Zeitnot nun unglaublich spannend.

Mit nur noch 17 Sekunden auf der Uhr zieht der indische Herausforderer 54. Te3 und versucht weiterhin, Fragen zu stellen.

Dommaraju Gukesh hat die Partie noch nicht abgeschrieben, aber Ding Liren findet weiterhin gute Ressourcen, hält Gegenspiel auf dem Brett und verteidigt sich mit der deutlich besseren Zeit sehr gut.

Ding Liren übt weiterhin mit schnellen und auch guten Zügen Druck auf der Uhr aus. Unangenehme Situation für Gukesh, der einerseits einen Mehrbauern hat, andererseits jetzt aber auch keine Zeit mehr hat, ausgiebig zu rechnen.

Der junge Inder versucht, die Fesselung des gegnerischen Königs auszunutzen, aber Ding Liren hat mit 49... f5 den passenden Verteidigungszug parat. Gukesh - immer noch in Zeitnot - stellt sich daraufhin hinter seinem b-Bauern auf.

Gukesh zieht mit einer halben Minute auf der Uhr den Zug 48. Lc2, woraufhin Ding Liren sofort Druck auf der Uhr macht und mit Td5 antwortet.

Gukesh D muss nun ebenfalls einsehen, dass er einen gravierenden Vorteil verspielt hat, und gerät nun seinerseits in Zeitnot. Er denkt schon neun Minuten lang über seinen nächsten Zug nach und hat weniger als zwei Minuten Restbedenkzeit auf der Uhr.

Der Abtausch der Bauern zerstört nun die Struktur von Gukesh D, der zwar weiterhin einen Mehrbauern hat, allerdings nun deutlich größere Probleme mit der Verwertung haben dürfte. Auch gängige Schach-Engines zeigen jetzt wieder Ausgleich an.

Die Zeit spricht zwar gegen den Chinesen, der allerdings auch mit wenig Zeit auf der Uhr 46... f4 findet und damit unter Beweis stellt, dass er trotz aller Misserfolge im letzten Jahr eben auch nicht umsonst der Weltmeister ist.

Gukesh D setzt jetzt mit Ld1 fort, was ebenfalls nicht der beste Weg zu sein scheint und den Weltmeister zurück ins Spiel bringt, der nun allerdings den Bauernhebel f4 finden muss.

Der Herausforderer setzt jetzt doch mit 45. h4 fort, aber Ding Liren blitzt seine Antwort heraus: 45... Td3. Der Titelverteidiger ist dem Ausgleich damit wieder etwas näher.

Mit nur noch 4:56 Minuten auf der Uhr zieht Ding Liren nun f6. Womöglich, um Platz für seinen Turm auf der siebten Reihe zu machen, der nun nach h7 kommen könnte.

Ding Liren überlegt schon über zwölf Minuten lang, wie er sich am zähesten verteidigen kann, womit er erneut bei weniger als einer Viertelstunde Restbedenkzeit angelangt ist. Die Zeitnot geht damit von vorne los. Immerhin: Seit dem 41. Zug bekommen beide Spieler 30 Sekunden pro ausgeführtem Zug gutgeschrieben, sodass es etwas komfortabler als in der letzten Zeitnotphase ist. Allerdings sind beide Spieler auch schon in der fünften Stunde dieses siebten und bislang längsten Matchs des WM-Kampfs.

Der Herausforderer setzt jetzt mit dem wenig ambitionierten Ke1 fort. Ein seltsamer Zug, da er dem Chinesen ein Tempo schenkt. Dass der Inder dem Tausch der Leichtfiguren aus dem Weg geht, weil er kein reines Turm-Endspiel spielen möchte, ist noch nachvollziehbar. Nur was hat ihn an h4 gestört? Auch gängige Schach-Engines sind von diesem passiven Zug alles andere als überzeugt, mit dem ein großer Teil des Vorteils wieder weggegeben wird.

Der Weltmeister kümmert sich um seinen Springer, indem er ihn auf das Feld e4 zieht, wo die Figur nun vom weißfeldrigen Läufer seines Gegners geschlagen werden könnte. Auch h4 liegt aber natürlich in der Luft.

Dommaraju Gukesh setzt mit dem sehr präzisen Zug 43. Tc6 fort. Sein Bauer auf b5 ist nun natürlich vergiftet wegen 44. Tc5+, gleichzeitig ist der Springer von Ding Lire aber angegriffen.

Gukesh D bedient sich auf h6 und der Weltmeister greift mit seinem Springer daraufhin den b-Bauern an.

Ding Liren entscheidet sich deshalb auch gegen die Deckung seines h-Bauern und schlägt auf d5. Nach Txh6 kann allerdings auch der weiße h-Bauer zeitnah seinen Marsch zur Umwandlung starten.

Bemerkenswert schnell kommt vom 18-jährigen Herausforderer der angesprochene Zug Th4, der Ke5 widerlegt. Nach 41... Td6 käme schon 42. Ta4 Sc8 und das vernichtende 43. Tc4, das einen weiteren Bauern kosten wird.

Wow, mit nur noch sieben Sekunden auf der Uhr zieht Ding Liren, der nach Ausführung seines Zugs übrigens am Brett bleibt, an das auch Gukesh D schon wieder zurückgekehrt ist, mit 40... Ke5 einen Zug, der von gängigen Schach-Engines als Ungenauigkeit bewertet wird und nun Chancen für den jungen Inder eröffnet, der nun allerdings Th4 finden muss und nach Sg8 den Schwenk mit Ta4 spielen sollte.

Der junge Inder erreicht die Zeitkontrolle nun, indem er mit 40. Kf1 damit beginnt, seinen König zu aktivieren. Auch sein Kontrahent muss jetzt noch einen Zug ausführen, ehe er sich im Ruhebereich kurz von der kräfteraubenden Zeitnotphase erholen kann, wo sich Gukesh D nach der Ausführung seines Zuges bereits aufhält.

Gukesh D deckt auch sofort seinen Bauern auf d5 wieder mit Td4, woraufhin Ding Liren seinen isolierten h-Bauern auf ein schwarzes Feld zieht. Das verlockende Ke5 wäre praktisch direkt in das vernichtende Th4 laufen. Beide Spieler müssen jetzt nur noch einen Zug ausführen, um die erste Zeitkontrolle zu erreichen, die dann frische 30 Minuten Bedenkzeit für beide Spieler bringt.

Mit noch 4:06 Minuten auf der Uhr deckt Ding Liren seinen f-Bauern mit Kf6. Nun ist allerdings auch das Feld d4 wieder für den Turm seines Gegners frei.

Der junge Inder stellt seinen Turm nach f4, woraufhin Ding Liren mit Se7 den Punkt d5 ein zweites Mal angreift. Anstatt den Bauern zu verteidigen mit Td4 und die Stellung zu wiederholen, zieht der 18-Jährige daraufhin seinen b-Bauern vor. Sxd5 läuft nun natürlich auch in Txf5. Nach Kf6 ist allerdings perspektivisch auch der Zug Sc6 nicht mehr möglich. Trotz höchster Zeitnot ist es hochklassiges und vor allem auch spannendes Schach, das beide Kontrahenten hier an den Tag legen.

Dommaraju Gukesh schnappt sich den Bauern auf c4, aber Ding Liren treibt den Turm erst mit Se5 nach d4, woraufhin er sehr schnell den Zug Sc6 findet, mit dem er die Fesselung ausnutzt. Der Bauer kann den Springer natürlich nicht schlagen wegen Txd5. Td4 läuft allerdings schnurstracks wieder in Se5. Der Weltmeister kämpft und hält seine Stellung noch beisammen.

Beide Spieler ziehen jetzt das Tempo an und die Stellung vereinfacht sich deutlich. Gukesh D greift den c-Bauern an und droht, mit dem Mehrbauern zu verbleiben. Gewonnen ist das aber natürlich noch lange nicht.

Ding Liren trifft nun mit weniger als acht Minuten auf der Uhr die Entscheidung, den Springer auf c2 zu schlagen. Als sein Springer auf f6 fällt, zieht er anschließend seine Dame nach f5, um in ein möglicherweise haltbares Endspiel abzuwickeln.

Der Titelverteidiger fällt als erster Spieler unter zehn Minuten und überlegt schon seit fünf Minuten, wie er fortsetzt. Der erste Kandidatenzug mag zwar sicherlich das Schlagen auf c3 sein. Damit fällt aber auch sein wichtiger Springer auf f6. Ganz schnell könnten dann die Lichter ausgehen, zumal Tb8 in der Stellung liegt und jederzeit auch den Springer auf f8 fesseln kann.

Dass Gukesh D über fünf Minuten zögert, lässt seine Anhänger sicherlich kurzzeitig befürchten, er könne womöglich doch auf das Remis ausweichen. Dann lässt er Ta5 allerdings Txb5 folgen und zieht seine Dame dann rasch nach f4, als Ding Liren mit seiner Dame nach d3 geht. Beide Spieler haben noch ungefähr eine Viertelstunde Zeit und sind damit nahezu gleichauf.

Auch Gukesh D muss die 40 Züge unbeschadet erreichen und entscheidet sich daher erst einmal für die ganz praktische Entscheidung, die Züge einmal zu wiederholen. Nachdem er am Sonntag schon in leicht schlechterer Stellung die dreifache Stellungswiederholung vermied, ist nicht davon auszugehen, dass es sich hiermit nun um ein stilles Remis-Angebot handelt.

Ding Liren zieht erneut rasch, da seine Zeit sehr knapp geworden ist. Mit Db3 will er die Dame aus der Schusslinie bringen.

Dommaraju Gukesh vergibt jetzt ein Stück weit den Vorteil, den er auf der Uhr hat, denkt über 20 Minuten nach und findet bei 22:55 Minuten Restbedenkzeit dann trotzdem den bestmöglichen Zug: 26. Ta5.

Gukesh D dürfte sicherlich das Gefühl haben, dass er diese Stellung auf Sieg spielen könnte. Insbesondere auch wegen der bevorstehenden Zeitnotphase seines Gegners. Allerdings kann der junge Inder sich keine unpräzisen Züge leisten, weshalb er seine Zeit nun sehr bedächtig nutzt, um tief zu rechnen. Schon über zehn Minuten denkt er über seine Fortsetzung nach. Gängige Schach-Engines favorisieren den Zug Ta5 mit Doppelangriff auf den a- und b-Bauern.

Obwohl der Herausforderer am Drücker ist, muss er das Spiel von Ding Liren erst noch widerlegen, der nun ganz cool mit Td7 seinen angegriffenen Bauern auf der a-Linie deckt, allerdings nur noch 15:57 Minuten für weitere 15 Züge hat.

Ding Liren muss jetzt höllisch aufpassen, kann aber zumindest zwei schnelle Züge spielen, da sie ziemlich forciert sind. Gukesh D lässt seinem Gegner nicht die Chance, mit Da6 zu entkommen, sondern fängt sofort die Dame zu fangen. Nach dem Schach auf b1 zieht er ganz cool seinen König zur Seite. Aktuell hat die Dame des Weltmeisters keine Felder mehr zur Verfügung.

Ding Liren denkt erneut über fünf Minuten lang nach und hat inzwischen weniger als 18 Minuten für 20 Züge, die er zum Erreichen der ersten Zeitkontrolle noch ausführen muss. Dann entscheidet er sich für die sehr praktische Entscheidung einen Turm zu tauschen und anschließend mit seiner Dame auf a2 einzusteigen. Das sieht sehr riskant aus, muss jetzt allerdings erst einmal von Dommaraju Gukesh widerlegt werden.

Gukesh D entscheidet sich für die Entwicklung seines schwarzfeldrigen Läufers nach d4, womit er sich auch gegen den Springer und den gegnerischen Läufer stellt. Interessante Herangehensweise, die laut gängigen Schach-Engines tatsächlich auf niedriger Tiefe als beste Option ausgegeben wird.

Die Dame landet auf a6. Sd4 ist aktuell natürlich noch nicht möglich wegen Sxd5. Womöglich könnte der Weltmeister den Zug aber weiter vorbereiten oder über die schwarzen Felder einfach direkt mit seinem Läufer einsteigen. Beispielsweise durch Lc5.

Dommaraju Gukesh nutzt den Zug seines Gegners direkt aus, um die gegnerische Dame anzugreifen und damit auch das Feld d4 für seinen Springer zu öffnen. Der Weltmeister muss jetzt ein neues Feld für seine Dame finden.

Mit 26:56 Minuten auf der Uhr entscheidet Ding Liren sich jetzt dafür, vorbeizuziehen.

Der Titelverteidiger denkt über seine Erwiderung nach, investiert schon mehr als zwölf Minuten in seinen nächsten Zug und ist bei weniger als einer halben Stunde angelangt. Das könnte durchaus kritisch werden. Zur Erinnerung: Ein Inkrement gibt es erst, wenn der 40. Zug gezogen wurde.

Mit 60:04 Minuten auf der Uhr setzt Dommaraju Gukesh nun mit 19. b4 fort und attackiert direkt den gegnerischen c-Bauern. Zieht dieser vorbei, öffnet das dem Springer perspektivisch eine gute Route. Auch der Schlag-Zug ist aber naheliegend.

Der junge Herausforderer aus Indien lässt sich weiterhin richtig viel Zeit dafür, seine nächsten Schritte zu planen. Abermals ist es mehr als eine Viertelstunde, die er schon rechnend am Brett verbringt. Noch hat er etwas mehr als eine Stunde.

Ding Liren lässt keine Zeit verstreichen und gruppiert seinen Springer ebenfalls um, was auch den isolierten Freibauern seines Gegners ein zweites Mal angreift. Noch kann er aber natürlich nicht geschlagen werden. Allerdings ist Se5 wegen der Fesselung der Dame aktuell eine ernstzunehmende Drohung.

Nach fast 18 Minuten des Nachdenkens und mit noch immer komfortablen 78:34 Minuten auf der Uhr setzt Dommaraju Gukesh jetzt mit der Umgruppierung seines Springers fort.

Jetzt ist es der Herausforderer aus Indien, der verschiedene Varianten berechnet und sich schon länger als zehn Minuten die bestmögliche Fortsetzung überlegt. Nimm er auf e8 heraus? Zieht er seinen a-Turm ebenfalls auf die d-Linie? Beginnt er mit der Umgruppierung seines Springers. Viele Optionen sind möglich.

Gukesh lässt sich abermals nicht allzu viel Zeit und antwortet mit dem sehr natürlichen Dd2. Der Inder hat im Moment die leichteren Entscheidungen zu treffen. Allerdings war dieser Zug auch vorhersehbar, weshalb Ding Liren nun unmittelbar mit 17... Tad8 antwortet.

Der Weltmeister entscheidet sich mit 42:24 Minuten auf der Uhr für 16... Tfe8 und bietet den Abtausch der ersten Schwerfiguren an.

Der Titelverteidiger schaut wiederholt tief in die Stellung. Schon wieder sind es mehr als zehn Minuten, womit er bei einer Dreiviertelstunde Restzeit angelangt ist. Es gibt allerdings auch viel zu berechnen. Zieht er einen Turm auf die offene e-Linie? Wenn ja, welchen? Stabilisiert er mit a6 schon einmal den b-Bauern? Oder stellt er sich mit h6 schon mal gegen Züge wie Dd2?

Gukesh nähert sich der Komplettierung seiner Entwicklung ebenfalls an, indem er seinen schwarzfeldrigen Läufer ins Spiel bringt, der auf f4 ein schönes Feld findet.

Nach fünf Minuten setzt der 32-jährige Chinese mit 15... Db6 fort. Damit deckt er nicht nur seinen b-Bauern, sondern komplettiert auch seine Entwicklung, da nun nicht nur alle Leichtfiguren entwickelt, sondern auch die beiden Türme verbunden sind. Davon ist Gukesh D noch mindestens zwei Züge entfernt.

Dommaraju Gukesh fällt nun unter die 100 Minuten, findet aber rasch mit 15. Sa3 mit 99:40 Minuten auf der Uhr den ebenfalls besten Zug, der den angegriffenen Springer wegzieht und damit direkt die Gegendrohung Sxb5 aufstellt.

Gukesh D nimmt nun den Bauern auf c4 raus, was der Chinese bereits vorbereitet hat. Die Antwort 14... b5 kommt ohne Zögern aufs Brett.

Ding Liren denkt erneut knapp zehn Minuten nach und entwickelt dann mit 13... Sbd7 seinen Springer. Das dürfte objektiv die beste Fortsetzung sein, die auch entsprechendes Gegenspiel verspricht.

Ding Liren nimmt nun den d-Bauern vom Brett. Gukesh schlägt direkt zurück.

Knapp zwei Minuten lässt sich der 18-Jährige zur Entscheidungsfindung Zeit und schlägt dann mit seinem Läufer zurück.

Dommaraju Gukesh befragt mit 11. h3 den weißfeldrigen Läufer von Ding Liren, der nun zwangsläufig auf f3 schlagen muss. Jetzt ist es am Inder, zu entscheiden, wie er schlägt: mit Springer, Läufer oder Dame.

Ding Liren erwidert nach drei Minuten mit 10... e6 und greift damit den soeben vorgezogenen d-Bauern damit direkt an. Laut gängigen Schach-Engines ist das auch der einzige Zug, der ihn in einer halbwegs ausgeglichenen Stellung hält.

Siebeneinhalb Minuten schaut Gukesh D nun in die Stellung, ehe er mit dem sehr natürlichen Zug 10. d4 fortsetzt.

Ding Liren muss irgendwie verhindern, dass Dommaraju Gukesh weiterhin Zug um Zug vollziehen kann, ohne nachdenken zu müssen. Vermutlich weiß er selbst, dass 9... c5 ein objektiv nicht allzu guter Zug ist, der womöglich schon als Ungenauigkeit gewertet werden kann. Aus praktischer Sicht reißt er seinen Gegner damit aber sehr wahrscheinlich aus der Vorbereitung heraus, der an dieser Stelle vermutlich Züge wie b5, Le6, Sfd7, Se8 oder auch den Vorstoß e5 berechnet haben dürfte. Obwohl der 18-Jährige stellungstechnisch keine Probleme hat und nun womöglich mit d5 fortsetzen kann, ist er nun erstmals zum Nachdenken gezwungen.

Der Weltmeister entwickelt nach weiteren fünf Minuten seinen Läufer auf das natürliche Feld g4, was sein indischer Herausforderer ebenfalls vorbereitet hat. Es folgt die Entwicklung seines Springers: 9. Sbd2.

Ding Liren setzt nach fast einer halben Stunde des Nachdenkens jetzt mit 7... dxc4 fort, woraufhin Gukesh D - immer noch in seiner Vorbereitung - mit 8. e4 in bester Damengambit-Manier das Zentrum besetzt.

Ding Liren hat inzwischen weniger als 90 Minuten Restbedenkzeit auf der Uhr und versucht weiterhin, die Ideen hinter 7. Te1 zu verstehen. Unangenehme Situation für den Weltmeister.

Der Weltmeister muss jetzt einige sehr prinzipielle Entscheidungen treffen. Bedient er sich auf c4, was Gukesh D sicherlich intensiv vorbereitet hat? Setzt er ruhig fort? Versucht er, seinen Gegner seinerseits mit einem eher ungewöhnlichen Zug aus der Reserve zu locken? Schon über zehn Minuten denkt der Chinese bereits nach.

Durch die clevere Zugreihenfolge von Gukesh D landet die Stellung nach beidseitig ausgeführten Rochaden in der Hauptvariante der Neo-Grünfeld-Indischen Verteidigung. Die Stellung nach 6... O-O ist alleine auf Topniveau schon nahezu 5000 Mal gespielt worden. Genau hier entfaltet sich nun allerdings die Idee, die der 18-Jährige vorbereitet hat: Er spielt 7. Te1 - ein Zug, der in dieser Stellung erst ein einziges Mal gespielt wurde zwischen den nicht wirklich bekannten Spielern Gavril Skrcevski und Dejan Dinev im Jahr 2009. Ding Liren dürfte jetzt endgültig aus dem Buch sein und wird womöglich erstmals in diesem Spiel lange nachdenken müssen.

Nachdem sich Ding Liren auf 2... g6 festgelegt hat, kommen die Züge wieder schneller aufs Brett. Dommaraju Gukesh ist offenkundig vorbereitet und strebt nun einen Übergang in katalanische Stellungstypen an.

Wurden die Züge gestern noch im Eiltempo rausgeblitzt, muss Ding Liren nicht nur über 1... d5 länger nachdenken, sondern ist auch durch 2. g3 sehr überrascht. Der junge Inder hat offenkundig einen Königsindischen Angriff vorbereitet, auf dem sich der Chinese nicht vorbereitet haben dürfte. Das ist eine ganz schön missliche Lage. Die Uhr arbeitete schon in den letzten Partien häufig gegen den Weltmeister.

Das Brett ist freigegeben und Dommaraju Gukesh beantwortet die Frage, ob er mit 1. e4 oder 1. d4 beginnt, mit dem für Ding Liren offenkundig sehr überraschenden 1. Sf3. Damit bleibt der Inder sehr flexibel.

Zwei Mal spielte Gukesh D in seinen bisherigen drei Weiß-Partien den Eröffnungszug 1. e4, was von Ding Liren mit 1... e6 beantwortet wurde, woraufhin wir in der Französischen Verteidigung landeten, in der beide Spieler schon interessante Ideen zeigten. Wirklich gut ist der junge Inder damit aber nicht gefahren, der nur einen halben von zwei möglichen Punkten aus diesen beiden Spielen holte. Als er im zweiten Weiß-Spiel 1. d4 zog, gewann er hingegen. Gut möglich, dass der Herausforderer heute also zu diesem Eröffnungszug zurückkehrt.

Sechs von 14 möglichen Spielen sind vorbei und bei je einem Sieg beider Kontrahenten sowie vier Remis ist der Ausgang dieses WM-Kampfs noch völlig unklar. Auffällig ist, dass beide bislang entschiedenen Spiele Weiß-Partien von Dommaraju Gukesh waren. Der 18-jährige Herausforderer geriet direkt am ersten Spieltag ins Hintertreffen, als er – sichtlich nervös – unter Zeitdruck die immer schlechter werdende Stellung nicht mehr halten konnte. Direkt in seiner zweiten Weiß-Partie glich er dann aber aus.

Im Vorfeld der Schach-WM 2024 galt Ding Liren als klarer Außenseiter. Nach seinem WM-Titel kämpfte er mit psychischen Erkrankungen und blieb bei seiner Rückkehr ans Schachbrett im Jahr 2024 auffällig blass, wobei er in einem Spiel gegen Ex-Weltmeister Magnus Carlsen sogar ein Matt in zwei übersah. Pünktlich zur Weltmeisterschaft ist der 32-Jährige aber wieder voll da, wovon nicht nur das ausgeglichene Ergebnis zeugt, sondern auch seine Performance in den Partien. Tatsächlich war es der Chinese, der bislang die deutlich größeren Chancen hatte, erneut in Führung zu gehen, sich jedoch schon mehrfach in leicht besserer Stellung mit dem Remis zufrieden gab.

Guten Tag und herzlich willkommen aus Singapur, wo nach dem gestrigen Ruhetag die Schach-WM 2024 zwischen Weltmeister Ding Liren und Herausforderer Dommaraju Gukesh in die bereits siebte Runde geht. Nach sechs Partien steht es 3,0 zu 3,0 Das Brett wird voraussichtlich um 10:00 Uhr freigegeben.