In einem insgesamt sehr sauberen und ausgeglichenem Spiel trennen sich Dommaraju Gukesh und Ding Liren remis, womit es in der Gesamtwertung nach neun von 14 Partien nun 4,5 zu 4,5 steht. Der junge Inder entschied sich heute für Katalanisch und zeigte mit 10. Lc3 eine noch nicht allzu häufig gespielte Idee, durch die der Weltmeister einmal mehr früh zum Nachdenken gezwungen war. Der Chinese behandelte die Stellung zwar gut, wickelte dann aber im Rahmen einer mit 16... dxc4 beginnenden Sequenz zu seinen Ungunsten ab, wodurch der 18-jährige Herausforderer einen hauchzarten Vorteil erhielt. Dieser war dann aber mit dem nicht allzu ambitionierten 20. Db5 wieder passé, woraufhin nicht mehr viel anbrannte. In einem Turm-Endspiel mit je vier Bauern am Königsflügel gab es dann sicherlich elegantere Wege für Gukesh, das Remis zu halten. Auch ein weniger direkter Weg führte am Ende aber zum Erfolg. Morgen können sich beide Spieler am Ruhetag erholen. Am Samstag geht es dann mit dem zehnten Spiel weiter.

Dommaraju Gukesh schlägt den h-Bauern, womit nur noch die Königs auf dem Brett verbleiben. Beide Spieler reichen sich die Hand und gehen mit Remis und Gleichstand in den Ruhetag.

Die Türme sind nun ebenfalls vom Brett verschwunden. In Kürze dürften sich beide Spieler die Hände reichen.

Ding Liren zieht den Bauern dazwischen, woraufhin sich alles abtauscht und der chinesische Großmeister mit dem Randbauern auf der h-Linie verbleibt. Den kann er in dieser Stellung unmöglich umwandeln, was beide Spieler wissen. Die Partie dürfte damit nun zu Ende geblitzt werden, ehe nur noch die Königs übrigbleiben.

Ding Liren zieht mit dem König weiter voran, woraufhin Gukesh ein Schach gibt. Zieht der Chinese nun seinen Bauern dazwischen?

Der Weltmeister backt zunächst einmal kleine Brötchen und zieht ganz ruhig 42... f6.

Dommaraju Gukesh zieht mit seinem Turm von a3 nach b3, wartet damit ganz klassisch ab und stellt seinem Gegner die Frage, wie er hier auf Sieg zu spielen gedenkt. Ding Liren ist sich sicherlich dessen bewusst, dass hier nicht mehr viel zu holen ist. Letztlich ist es aber inzwischen das altbekannte Spiel auf ein einziges Tor, das er ganz risikofrei noch solange betreiben kann, wie er Lust hat. Morgen ist ohnehin ein Ruhetag.

Der junge Inder deckt seinen angegriffenen Bauern mit Ta3, woraufhin Ding Liren seinen König weiter in Bewegung setzt.

Ding Liren schaut noch einmal ganz genau hin, ob der leicht ungenaue Zug 40. Kf3 vielleicht bestraft werden könnte. Td2 ist hierzu sicherlich der kritische Versuch. Eine Gewinnstellung ist das aber noch lange nicht, obschon die Partie nun vermutlich doch noch etwas andauern wird. Beide Spieler begeben sich gerade ohnehin in den Ruhebereich, um noch einmal Kraft zu tanken. Nicht nur haben sie eine halbe Stunde gutgeschrieben bekommen, sondern ab dem 41. Zug gibt es nun auch pro ausgeführtem Zug ein Inkrement von 30 Sekunden.

Gukesh D erreicht die Zeitkontrolle, leistet sich mit Kf3 aber keinen allzu präzisen Zug. Objektiv ist die Stellung zwar weiterhin remis. Züge wie Tg1+, Th1, f5, Ta5 oder auch d4 wären aber allesamt deutlich präziser gewesen.

Mit 9:48 Minuten auf der Uhr zieht der Weltmeister 39... Tc2. Noch einen Zug müssen beide Spieler ausführen. Dann gibt es frische 30 Minuten Bedenkzeit hinzu. Theoretisch wäre es anschließend auch gestattet, den Gegner offen am Brett zu fragen, ob ein Remis akzeptiert wird. Die Blöße dürfte sich aber ziemlich sicher keiner der beiden Spieler geben.

Jetzt verschwinden auch noch Läufer und Springer vom Brett, wodurch ein reines Turmendspiel entsteht. Allerspätestens jetzt ist hier wirklich gar nichts mehr los, obschon beide Kontrahenten weiterhin konzentriert bleiben und sich immer wieder auch ein paar Minuten nehmen, um zu prüfen, dass keine Gefahr mehr droht.

Die g-Bauern verschwinden vom Brett und Ding Liren zieht rasch Tc3, woraufhin sein Herausforderer erneut überlegt.

Der junge Inder setzt die Partie weiter fort und hat offenkundig kein Interesse daran, das Spiel in der dreimaligen Stellungswiederholung enden zu lassen, was schon an den letzten beiden Tagen keine Option für ihn war.

Ding Liren zieht 34... Sd7. Womöglich eine Einladung für Gukesh, Le4 zu ziehen, sodass nach Sf6 und Ld3 die dreimalige Stellungswiederholung eingeleitet werden könnte. Der Inder nimmt sich dennoch die Zeit, zu prüfen, was sein Gegner vorhaben könnte.

Ding Liren schaut nach 34. Ld3 noch einmal rein, aber hier ist nichts mehr zu finden - außer vielleicht der schnellste Weg ins Remis.

Die Züge werden geradezu aufs Brett geblitzt. Noch ist die Tinte auf dem Partieformular aber nicht trocken. Eine dreifache Stellungswiederholung liegt noch nicht offenkundig auf dem Brett. Es müssen somit noch eine Reihe an sinnvollen Zügen gefunden werden, obschon die Züge weitestgehend nebenlösig sind.

Es kommt zu einem Massenabtausch. Zwei Leichtfiguren, die Damen und der erste Turm verschwinden vom Brett. Beide Spieler haben noch ihre vier Bauern am Königsflügel und wissen, dass die Partie im Remis endet.

Ding Liren schaut noch einmal ganz genau rein, um sicherzustellen, dass er keine Riposte seines Gegners übersehen hat, und nimmt dann den Bauern auf c5, womit das Remis, das erst nach 40 ausgeführten Zügen offiziell am Brett vereinbart werden darf, nur noch eine Frage der Zeit ist.

Mit noch 20:27 Minuten auf der Uhr, womit er inzwischen weniger Restbedenkzeit als Ding Liren hat, setzt Dommaraju Gukesh jetzt mit 24. Db5 fort.

Gukesh D überlegt erneut lange und sitzt schon über zehn Minuten am Brett, ohne einen weiteren Zug ausgeführt zu haben. In Kürze hat auch er weniger als eine halbe Stunde Restbedenkzeit übrig. Ding Liren steht momentan bei 26:58 Minuten.

Ding Liren antwortet sehr schnell mit Tb8 und fesselt den Turm, was dxc5 zulässt. Auch hierauf hat der Chinese mit 23... Ta6 direkt eine Antwort.

Mit noch 42:16 Minuten auf der Uhr entscheidet sich Dommaraju Gukesh nun für Db1.

Schon über eine halbe Stunde lang studiert der indische Großmeister das Brett, findet allerdings nach wie vor keine Fortsetzung, mit der er einen Vorteil nachweisen kann. Auch gängige Schach-Engines bewerten die Stellung als völlig ausgeglichen.

Gukesh D hat viel Potenzial verschenkt, indem er 20. Db5 nach zu kurzer Überlegung zog. Aktuell schaut er schon seit 14 Minuten in die Stellung und sucht nach der bestmöglichen Fortsetzung. Damit ist er soeben auch unter weniger als eine Stunde Restbedenkzeit gefallen.

Ding Liren zieht erneut recht schnell und richtet sich mit Da7 bereits gegen dxc5. Der Bauer wäre nach Txd1+ Txd1 und Ta5 sofort wieder weg, woraufhin der Chinese wohl keine Probleme mehr haben dürfte und eine völlig ausgeglichene Stellung entstünde.

Ding Liren schaut kurz rein, sieht aber nichts, was ihn stört, weshalb er auf a2 rausnimmt. Sofort kommt von Gukesh die erwartbare Antwort Sxb6. Gefesselt werden kann der Springer durch einen Zug wie Tb8 natürlich nicht, da Weiß die Antwort dxc5 hätte.

Der Herausforderer hat seine Wahl getroffen und setzt mit 20. Db5 fort. Das sieht insofern merkwürdig aus, als dass Ding Liren nun den Bauern auf a2 schlagen könnte und diesen somit indirekt gegen den schwachen Bauern auf b6 tauschen könnte.

Dommaraju Gukesh wird sicherlich spüren, dass er nach der jüngsten Entwicklung auf dem Brett besser steht und womöglich erneut auf Gewinn spielen kann. Umso präziser müssen allerdings nun die Züge sein, um das Spiel des Chinesen auch wirklich zu widerlegen. Ein Zug wie 20. Se5 sieht wie die natürliche Fortsetzung aus, da sich cxd4 natürlich verbittet, weil Weiß dann die gegnerische Dame schlagen könnte. Dennoch tut der junge Inder gut daran, nun wirklich alle Optionen sorgfältig zu prüfen. Mehr als zehn Minuten investiert er dafür schon, kann sich die Zeit bei aktuell noch mehr als 76 Minuten auf der Uhr allerdings auch nehmen.

Der Titelverteidiger kümmert sich mit Ta6 scheinbar direkt um seinen rückständigen Bauern und bereitet damit auch gleich die Verdopplung seiner Türme auf der a-Linie vor.

Ding Liren entscheidet sich nun dafür, mit einer Reihe von Schlag-Zügen die Stellung zu vereinfachen. Unter anderem tauscht er seinen weißfeldrigen Läufer gegen den Springer auf f3, hat am Ende dieser Sequenz aber nun einen rückständigen Bauern auf b6, der langfristig gar nicht mal so leicht zu decken ist.

Der Weltmeister entscheidet sich nun doch dafür, erneut länger zu rechnen, was durchaus merkwürdig ist. Er hat bereits weniger als eine Dreiviertelstunde Restbedenkzeit, um die 40 Züge zu erreichen. Erst dann gibt es nicht nur 30 Minuten on top, sondern auch ein Inkrement von 30 Sekunden pro ausgeführtem Zug ab dem 41. Zug.

So kommt es jetzt auch. Der junge Inder zieht sehr schnell 16. La6. Das kann Ding Liren eigentlich nicht überraschen, da dieser Zug auf der Hand lag. Entsprechend schnell sollte der Titelverteidiger, der nun in zwei Partien in Folge in Zeitnot geriet, seine Antwort zeigen, die er eigentlich schon vorbereitet haben müsste.

Mit noch 50:59 Minuten auf der Uhr zieht Ding Liren nun seinen Springer nach b6. Dort könnte er nun mit La5 direkt vom schwarzfeldrigen Läufer des Inders gefesselt werden.

Jetzt ist es Ding Liren, der zahlreiche Varianten tief rechnen muss und abermals mehr als 15 Minuten am Brett nachdenkt und rechnet. Er ist damit auch unter die Ein-Stunden-Marke gefallen.

Nach über einer Viertelstunde des Nachdenkens zieht Gukesh D nun seine Dame nach b2 und verzichtet damit auf das Schlagen eines weiteren Bauern.

Erstmals im Spiel schaut Dommaraju Gukesh jetzt schon seit mehr als zehn Minuten in die Stellung und überlegt sich seine nächsten Schritte. Einen weiteren Bauern zu schlagen, scheint der richtige Schritt zu sein. Nur könnte es hierbei auch sehr deutlich auf die Reihenfolge ankommen, weshalb der 18-Jährige mehrere Varianten entsprechend tief rechnen muss.

Der 18-Jährige entscheidet sich dafür, mit dem b-Bauern auf c5 zu schlagen. Ding Liren macht es ihm umgehend gleich und nimmt zurück.

Mit noch 69:21 Minuten auf der Uhr setzt der 32-jährige Chinese nun mit 13... c5 fort, was der kritische Versuch sein muss, um das gegnerische c5 nicht zuzulassen.

Schon über eine Viertelstunde lang überlegt der Weltmeister, wie er fortsetzen soll. Kein Wunder, denn c5 ist ein sehr verpflichtender Zug, der wohl überlegt sein will.

Nach achtminütigen Überlegungen findet Gukesh D mit 13. b4 jenen Zug, der von gängigen Schach-Engines als bester Versuch angesehen wird. Der Vorstoß des b-Bauern richtet sich dabei ganz konkret gegen den Vorstoß des gegnerischen c-Bauern, der aber trotzdem sehr stark zu sein scheint. Alleine schon, weil Schwarz sich in dieser Stellung wohl nicht erlauben kann, das weiße c5 zuzulassen.

Ding Liren entscheidet sich für 12... Tfd8, womit die neunte Partie der Schach-WM 2024 eine einzigartige Stellung erreicht hat. Mit Blick darauf, dass dies nach Einschätzung gängiger Schach-Engines der zweitbeste Zug nach 12... Tac8 zu sein scheint, könnte es durchaus sein, dass Gukesh D hierauf noch immer vorbereitet ist. Gut möglich ist aber auch, dass der Inder die Züge jetzt selbst am Brett finden muss. Hierfür hat er nach guter Eröffnung aber auch über eine halbe Stunde mehr Zeit als der Weltmeister.

Der Herausforderer setzt nach zwei Minuten mit 12. Tac1 fort. Diese Stellung war im Jahr 2018 mal zwischen Erwin l'Ami und Sergey Fedorchuk auf dem Brett. Der ukrainische Großmeister setzte damals mit dem symmetrischen 12... Tca8 fort.

Ding Liren zögert jetzt nicht allzu lange und setzt mit 11... Dc7 fort, woraufhin Dommaraju Gukesh erstmals nicht sofort selbst zieht. Vermutlich will der Inder, der nun viele Optionen hat, noch einmal kurz nachdenken, wie die korrekte Fortsetzung lautet.

Nach fast 20 Minuten setzt Ding Liren mit dem bislang am häufigsten gespielten Zug 10... Lb7 fort, woraufhin Gukesh D, der bislang erst 77 Sekunden seiner zwei Stunden verbraucht hat, umgehend mit 11. Sbd2 antwortet. Der Inder ist immer noch in seiner Vorbereitung.

Genau wie an den letzten beiden Tagen ist auch heute Ding Liren derjenige, der zuerst aus seiner Vorbereitung raus ist und nun damit umgehen muss. Der Chinese investiert schon über zehn Minuten in seine Überlegungen.

Die Züge kommen weiterhin recht schnell aufs Brett, aber mit 10. Lc3 könnte Dommaraju Gukesh seinen Kontrahenten nun aus der Vorbereitung gebracht haben. Hierbei handelt es sich schließlich nur um den achthäufigsten gespielten Zug in dieser Stellung, weshalb auch die Zahl der Vorgängerpartien deutlich schrumpft. Unter anderem war diese Stellung aber gerade erst im August 2024 zwischen Anish Giri und Hans Moke Niemann auf dem Brett. Ding Liren ist jetzt jedenfalls zum Nachdenken gezwungen. Bislang wurde von Schwarz in dieser Stellung Lb7, a5, Se4 und La6 gezogen. Gewiss wird der Inder auf eben diese Züge vorbereitet sein.

Bislang noch nichts Ungewöhnliches. Das neunte Spiel der Schach-WM 2024 folgt ganz normalen Zügen. Die aktuelle Stellung war unter anderem auch schon 2020 zwischen Ding Liren und Magnus Carlsen auf dem Brett und wurde auf Topniveau schon über 6000 Mal diskutiert. Vermutlich wird Gukesh D allerdings ab einem gewissen Punkt eine Abweichung von den Hauptvarianten vorbereitet haben. Die Frage lautet nur, wann.

Der junge Inder zeigt, was er für heute geplant hat: die Katalanische Eröffnung. Eine interessante Wahl, die bei den letzten Weltmeisterschaften von Magnus Carlsen häufig vom norwegischen Ex-Weltmeister gespielt wurde.

Gukesh D startet heute wieder mit 1. d4.

Zwei Mal in Folge ging Dommaraju Gukesh als klarer Gewinner aus der Eröffnung hervor und zeigte sich bemerkenswert tief vorbereitet. Mit 1. Sf3 lockte er Ding Liren, der nach diesem Zug fast eine halbe Minute lang am Brett erfror und fassungslos zögerte, diesen Zug überhaupt auf seinem Partieformular zu notieren, zudem mit einer cleveren Zugabfolge in seiner letzten Weiß-Partie genau in das System, das er haben wollte. Der Weltmeister war somit früh zu Zugeständnissen gezwungen und geriet überdies in Zeitnot. Umso spannender sind die Fragen, ob Ding Liren heute besser vorbereitet ist oder ob es Gukesh D erneut gelingt, seinen Gegner früh zu überraschen.

Der erst 18 Jahre junge Dommaraju Gukesh, seines Zeichens der jüngste Herausforderer in der Geschichte der Schach-WM, brauchte zwar ein paar Spiele, ehe er im intensiven WM-Kampf angekommen ist. Inzwischen besticht der indische Großmeister aber durch sehr präzises, gleichzeitig aber auch erfrischend risikobereites Spiel, mit dem er sich zwei Mal in Folge eine Gewinnstellung erarbeitete. Lediglich an der Verwertung haperte es noch, obschon in diesem Zusammenhang auch zu konstatieren ist, dass Ding Liren sich stets bis aufs Äußerste verteidigte und ein hohes Maß an Resilienz an den Tag legte.

Nachdem es direkt im ersten Dreierblock der Schach-WM 2024 gleich zwei entschiedene Partien gab, verliefen die Partien vier bis sechs allesamt sehr unspektakulär und endeten im Remis. Inzwischen ist klar, dass es sich hierbei nur um die Ruhe vor dem Sturm handelte, denn sowohl vorgestern als auch gestern war richtig Feuer drin. In beiden Partien wich Herausforderer Gukesh D einer dreifachen Stellungswiederholung aus, woraufhin die beiden Kontrahenten die Spiele bis zum Ende auskämpften. Zwar rettete sich Ding Liren, der in beiden Spielen zwischenzeitlich auf Verlust stand, gestern aber auch Siegchancen hatte, am Ende stets ins Remis. Eine weitere entschiedene Partie liegt dennoch spürbar in der Luft.

Willkommen zurück aus Singapur! Hier findet heute die neunte Partie der Schach-WM 2024 zwischen Ding Liren und Dommaraju Gukesh statt. Aktuell steht es 4,0 zu 4,0. Los geht es um 10:00 Uhr.