In einem wilden Spiel setzt sich Ding Liren mit den schwarzen Figuren tatsächlich gegen Jan Nepomnjaschtschi durch und gewinnt die Tiebreaks damit mit 2,5 zu 1,5. Der Chinese ist damit der 17. Schachweltmeister und beerbt Magnus Carlsen. In der vierten und alles entscheidenden Partie steuerte dabei nach einer weiteren Spanischen Partie alles ruhig auf das Remis zu, ehe Jan Nepomnjaschtschi seine letzte Ressource ausspielen wollte - den Druck auf der Uhr. Weil sein Gegner kaum noch Zeit hatte, hielt der Russe die Partie am Leben und opferte hierfür einen Bauern. Ding Liren fand in Zeitnot jedoch kluge Züge und verweigerte schließlich dem Russen das Remis, als dieser merkte, dass es nicht weitergeht, und in die dreifache Stellungswiederholung abwickeln wollte. Diese Entscheidung verblüffte den Russen sichtlich, der sich im Anschluss angefangen mit 48. h4 mehrere dicke Fehler leistete. In einer wilden und ungenauen Partie gab es zwar durch die Zeitnot wieder Ressourcen, sich ins Remis zu retten und die nächste Verlängerung zu erzwingen. Nepo konnte sich jedoch nicht mehr erholen, woraufhin Ding Liren sich seinen Vorteil nicht mehr nehmen ließ. Wir gratulieren dem Chinesen und bedanken uns für das Interesse an unserem Liveticker!

Der Russe muss die Waffen strecken. Ding Liren ist damit der 17. Weltmeister der Schachgeschichte. Wahnsinn!

Beide Spieler leisten sich in höchster Zeitnot zwar viele Fehler, aber Jan Nepomnjaschtschi kann die Stellung nicht mehr verteidigen. Ding Liren drückt das Gaspedal runter und scheint die Entscheidung zu forcieren.

Wahnsinn! Ding Liren hält die Partie, die voll auf Remis stand, tatsächlich am Leben und Jan Nepomnjaschtschi greift fehl! Der Chinese ist jetzt maximal am Drücker. Sehen wir die Entscheidung?

Wow! Alles ist für die dreifache Stellungswiederholung angerichtet, aber Ding Liren verweigert das Remis mit Tg6! Der Chinese will auf Sieg spielen!

Mit nur noch einer Minute und 33 Sekunden auf der Uhr spielt Ding Liren nicht etwa Ld4, um Figuren vom Brett zu nehmen und ins sichere Remis abzuwickeln, sondern spielt mit Lb4 einen ambitionierten Zug.

Der Russe hat bereits einen Bauern gegeben und will aus seiner letzten Weiß-Partie im Schnellschach das Maximum herausholen. Das kann ihm aber sehr schnell auch zum Verhängnis werden, wenn Ding Liren weiterhin trotz Zeitnot starke Züge findet.

Anstatt es seinem Gegner einfach zu machen, stellt Jan Nepomnjaschtschi auch mit Blick auf die Zeit seines Gegners weiterhin unangenehme Fragen. Ding Liren muss präzise bleiben.

In ausgeglichener Stellung hat Ding Liren nur noch drei Minuten und 43 Sekunden auf der Uhr. Bei Jan Nepomnjaschtschi sind es sechs Minuten mehr. Druck auf der Uhr auszuüben, könnte der letzte Trumpf des Russen sein.

Beide Spieler haben sich konsolidiert und das Potenzial in der Stellung ist sichtlich abgeflacht. Alles steuert jetzt auf die nächste Verlängerung zu. Nach Schnellschach wäre als nächstes Blitzen angesagt.

Ding Liren muss mit Sd3 anbieten, dass Nepo seinen weißfeldrigen Läufer abtauschen kann, der auf b1 lange Zeit gar nicht am Geschehen teilnahm. Der Russe nimmt an, womit die Stellung nun ziemlich deutlich auf Remis-Kurs ist. Möglicherweise kann Ding Liren mit seinem Freibauern auf der a-Linie aber noch etwas probieren, obwohl objektiv alles ausgeglichen ist.

Jan Nepomnjaschtschi verteidigt sich sehr clever und befreit sich vom Druck. Jetzt ist es gar nicht mal mehr so leicht für den Chinesen, gute Züge zu finden. Der 30-Jährige muss abermals länger nachdenken und ist bei bereits sechseinhalb Minuten Restzeit angelangt.

Mit dem cleveren Zug 29. Df3 provoziert der Russe nun den Zug e4, nach dem seine gröbsten Probleme fürs Erste gelöst wären. Nepo befreit sich damit etwas aus der Passivität.

Nach 27... Dd6 liegt nun ein Zug wie e4 in der Luft. Jan Nepomnjaschtschi muss fast schon verpflichtend mit g3 antworten, was die Stellung etwas luftiger macht.

Während Jan Nepomnjaschtschi weiterhin nach einem Weg finden muss, aus der Passivität herauszukommen, hat Ding Liren die weitaus leichteren Fragen zu beantworten. Seine Figuren harmonieren mehr miteinander und es gibt weitaus natürlichere Züge für den Chinesen. Noch ist die Zeit bei jeweils circa 15 Minuten auf der Uhr kein Faktor. Das könnte sie aber potenziell werden.

Spätestens mit 24... f5 ist die Stellung objektiv betrachtet wieder völlig ausgeglichen, obschon Jan Nepomnjaschtschi genau überlegen muss, wie er weiter fortsetzt. Da der Russe bislang noch gar keine nennenswerte Zeit verbraucht hat, kann er sich aber auch den Moment nehmen, um etwas tiefer zu rechnen.

Obwohl er extrem schnell spielt, gelingt es Jan Nepomnjaschtschi nun, sich aus der Passivität heraus mit kleinen Schritten zu konsolidieren. Das liegt auch daran, dass Ding Liren nicht wirklich ambitioniert fortsetzt, sondern selbst auf Sicherheit spielt.

Mehrere Figuren tauschen sich nun ab, was dem sehr passiv stehenden Russen jetzt wieder etwas mehr Luft verschafft. Aus Sicht des chinesischen Großmeisters wäre vermutlich mehr Potenzial in der Stellung gewesen, wenn die Spannung aufrechterhalten geblieben wäre.

Jan Nepomnjaschtschi könnte die Stellung wieder in ruhigere und angenehmere Gefilde steuern, wenn er mit 20. Sxd5 fortsetzt. Stattdessen zieht er seinen Läufer nach d2 zurück, was mindestens eine Ungenauigkeit ist. Die Frage ist, ob der Chinese daraus Profit schlagen kann.

Nachdem der Chinese ein paar Minuten zum tieferen Rechnen investiert hat, dürfte die Stellung mindestens ausgeglichen sein. Vielleicht hat der Chinese, der sich einiges an Raum erarbeiten konnte, sogar die leicht angenehmere Stellung, da der weißfeldrige Läufer des Russen auf b1 nun eine ganze Weile nicht am Spielgeschehen teilnehmen wird.

Sämtliche Vorgängerpartien gingen mit 13... c5 weiter. Ein Zug, den Ding Liren sicher im Sinn hatte, den er aber vielleicht bewusst verworfen hat, um auch Jan Nepomnjaschtschi aus der Theorie zu reißen. Potenziell mit Erfolg, denn nach 13... De8 muss auch der Russe erstmals nachdenken.

Beide Spieler lassen keine Zeit verstreichen und ziehen extrem schnell. So schnell, dass Nepo nach 13 Zügen bereits 26 Minuten und 29 Sekunden auf der Uhr hat, was am Inkrement von zehn Sekunden liegt. Dabei schlägt der Russe einen sehr interessanten Pfad ein. Mit 13. Lb1, einem Zug, der schon drei Mal auf hohem Niveau gespielt wurde, zwingt er Ding Liren zum ersten Mal zum Nachdenken.

Jan Nepomnjaschtschi bleibt der Spanischen Partie treu und wählt schon wieder mit 6. d3 die Martinez Variante. Die Züge kommen entsprechend schnell aufs Brett.

Nach kurzer Pause sitzen die Spieler wieder am Brett. Bleibt Nepo bei seinem Standardrepertoire und sehen wir nun wieder eine Spanische Partie? Oder kommt noch eine Überraschung aufs Brett?

Nach drei von vier Schnellschach-Partien im Rahmen der Tiebreaks der Schach-WM 2023 steht es zwischen Jan Nepomnjaschtschi und Ding Liren 1,5 zu 1,5. Ein letztes Mal darf der Russe jetzt noch einmal die weißen Figuren im Schnellschach mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten (zzgl. zehn Sekunden Inkrement) führen. Bringt dieses Spiel einen Sieger hervor, ist dieser Spieler der 17. Schachweltmeister der Geschichte. Gibt es auch im vierten Spiel ein Remis, werden die Zügel angezogen. Anschließend würde im Blitzen (5+3) eine Entscheidung gesucht werden.